Unterwegs von Teheran nach Qom

Zwischen der Weltstadt Teheran und dem Zentrum der schiitischen Gelehrsamkeit, Qom, liegen Welten. So beschreiben es zwei norwegische Autoren, die in Teehäusern, auf Märkten und hinter verschlossenen Türen den heutigen Iran erleben.

Die von erzkonservativen schiitischen Geistlichen regierte Islamische Republik Iran, von den USA als "Vorposten der Tyrannei", als Teil der "Achse des Bösen" betrachtet, ist gewiss kein einfach zu bereisendes Land. Das Land ist gefährlich, weil es die Atombombe möchte und damit nicht nur eine Bedrohung für Israel, sondern auch für Europa darstellt.

Zwischen Dekadenz und Engstirnigkeit

Das Buch "Ayatollah Highway - Eine Reise durch den Iran" ist denn auch kein Reiseführer oder Reisebuch im herkömmlichen Sinne. Da reisen zwei junge Norweger - der eine Kinderbuchautor, der andere Roman-, Hörspiel- und Drehbuchautor - auf der Straße von Teheran nach Qom, die sie deshalb "Ayatollah Highway" nennen, weil links und rechts die Porträts der graubärtigen religiösen und politischen Führer zu sehen sind.

Für Arne Svinger und Christoph Grondahl steht am Ende ihrer Reise fest, dass die Zukunft des Landes irgendwo auf dieser Strecke liegen wird: "zwischen Teheran, der Weltstadt, die in Zaum gehalten werden muss, um nicht in westlicher Dekadenz unterzugehen, und Qom, das im Zaum gehalten werden muss, um nicht in religiöser Engstirnigkeit unterzugehen".

Offen und aufgeschlossen

In Teehäusern, auf Märkten, aber auch hinter verschlossenen Türen entdecken die beiden den heutigen Iran. Die Menschen erweisen sich als offen und aufgeschlossen, doch wurden in einigen Fällen die Namen bewusst geändert, um Probleme zu vermeiden.

Die Begegnungen und Gespräche mit den Menschen - etwa mit dem Regisseur Majid, dem Englischlehrer Hadi oder dem Teppichhändler Mustafa - sind so etwas wie der Schlüssel zu einer Gesellschaft zwischen religiösem Fundamentalismus und westlich geprägter Moderne.

Auf diese Weise gelingt eine faszinierende Nahaufnahme eines Landes voller Widersprüche, aber auch mit einer großen kulturellen Vielfalt. Und immer wieder blicken die Autoren auf die jüngere oder die ältere Geschichte des Landes zurück.

Das Buch ist eine Schilderung des Irans aus einer neugierigen, mitunter naiven, dennoch sensiblen und sehr menschlichen Haltung heraus. Entstanden ist ein lebendiges, liebenswertes Porträt der Einwohner mit all ihren Nöten, Eigenheiten und ihrer überwältigen Großzügigkeit. Es ist beeindruckend und faszinierend zu erleben, dass es einen Iran abseits des Islams der Mullahs gibt.

Gerd Schmitz

© DEUTSCHE WELLE/DW-WORLD.DE 2005

Arne Svingen, Christopher Grøndahl: Ayatollah Highway, Verlag Frederking & Thaler, 2004 ISBN 3-89405-235-X, 12.00 EUR