Saudi-arabischer Kronprinz erstmals seit Khashoggi-Mord in Europa

Athen/Riad. Erstmals seit der internationalen Empörung über die Verwicklung Saudi-Arabiens in den Mord an dem Journalisten Jamal Khashoggi 2018 ist der saudi-arabische Kronprinz Mohammed bin Salman am Dienstag in die EU gereist. Der Kronprinz kam am Abend in Griechenland an, wie das staatliche griechische Fernsehen zeigte. Von dort aus wollte er anschließend nach Frankreich weiterreisen.



Bin Salman werde die Staatsoberhäupter Griechenlands und Frankreichs treffen, um über die bilateralen Beziehungen zu sprechen sowie Möglichkeiten, "diese in verschiedenen Bereichen zu stärken", wie die saudi-arabische Nachrichtenagentur SPA berichtete.



Vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine und der explodierenden Energiepreise kehrt der saudi-arabische Kronprinz derzeit auf die internationale Bühne zurück: Vor weniger als zwei Wochen hatte US-Präsident Joe Biden Bin Salman in Saudi-Arabien einen Besuch abgestattet, bei dem es unter anderem um eine Erhöhung der Erdöl-Fördermenge in dem Golfstaat ging - damit der Ölpreis sinkt und die Inflation in den USA eingedämmt wird.



Beobachter bezeichnen die Reise des Kronprinzen nach Europa als hochgradig symbolisch. Bin Salman hat seit 2018 kein europäisches oder nordamerikanisches Land mehr besucht. Nach der Ermordung des regierungskritischen Journalisten Jamal Khashoggi im saudi-arabischen Konsulat in Istanbul 2018 waren die Beziehungen zwischen Saudi-Arabien und westlichen Staaten äußerst angespannt.



Ein US-Geheimdienstbericht kam zu dem Schluss, dass der saudi-arabische Kronprinz Khashoggis Ermordung abgesegnet habe. Riad weist dies zurück und versichert, die saudi-arabischen Täter hätten auf eigene Faust gehandelt. Vor seinem Wahlsieg im November 2020 hatte Biden noch gesagt, dass Saudi-Arabien wegen des Falls Khashoggi wie ein "Paria"-Staat behandelt werden sollte.



Der französische Präsident Emmanuel Macron hatte in der vergangenen Woche bereits den Präsidenten der Vereinigten Arabischen Emirate, Mohammed bin Zajed, in Paris empfangen. Die beiden Länder unterzeichneten ein Abkommen über eine "strategische Partnerschaft zur Zusammenarbeit im Energiebereich".



Nach Griechenland wurde Bin Salman von drei Ministern und einer bedeutenden Wirtschaftsdelegation begleitet. Der Kronprinz kam noch am Abend mit dem griechischen Regierungschef Kyriakos Mitsotakis zusammen, wie das staatliche griechische Fernsehen zeigte. Mitsotakis war bereits im vergangenen Oktober nach Riad gereist, um saudi-arabische Investitionen anzulocken.



Bin Salman sprach nun von "historisch" gewachsenen Beziehungen zwischen beiden Ländern, es könnten nun eine Reihe bilateraler Projekte abgeschlossen werden. Dazu zählt ein Stromkabel zwischen Saudi-Arabien und Griechenland, um Europa nach den Worten des Kronprinzen mit billigerer Energie zu versorgen. Am Mittwoch sollten in Athen Abkommen unter anderem zu Energie, Verteidigungstechnologie, Abfallwirtschaft und Seetransport unterzeichnet werden, bevor der Kronprinz nach Frankreich weiterreist. (AFP)