Amnesty-Chefin: Nur noch Tage zur Rettung eines Aktivisten in Ägypten

Kairo. Zur Rettung des ägyptischen Demokratieaktivisten Alaa Abdel Fattah bleiben nach Worten von Agnès Callamard, der Chefin der Menschenrechtsorganisation Amnesty International, nur noch wenige Tage. «Maximal 72 Stunden, um ein Leben zu retten», sagte Callamard am Sonntag bei einem Besuch in Kairo vor ihrer Weiterreise zur Weltklimakonferenz COP27 in Scharm el Scheich. «Wenn die Behörden keinen Tod wollen, den sie hätten verhindern können und sollen, müssen sie jetzt handeln», forderte Callamard.



Abdel Fattah begann aus Protest gegen seine Haftbedingungen am Sonntag nach einem Hungerstreik auch damit, auf Wasser zu verzichten. «Mein Bruder hat gerade sein letztes Glas Wasser im Gefängnis getrunken», schrieb seine Schwester Sanaa Saif bei Twitter. Seit April nahm er täglich nur noch etwa 100 Kalorien zu sich, vor einigen Tagen begann er einen kompletten Hungerstreik. Ohne Wasser kann der Körper normalerweise nur drei bis vier Tage überleben.



Der heute 40 Jahre alte Aktivist zählte in der Revolution 2011 zu den Führungsfiguren. Die Massenproteste gegen Langzeitherrscher Husni Mubarak organisierte er maßgeblich mit. 2013 wurde er beim Protest gegen ein verschärftes Demonstrationsgesetz festgenommen und verurteilt. Seitdem sitzt er fast durchgehend im Gefängnis.



Amnesty berichtet immer wieder von teils verheerenden Verstößen gegen die Menschenrechte in dem autoritär regierten Land. Callamards Visite war der erste Besuch dieser Art in Ägypten seit mehr als zehn Jahren.



«Es ist ein wichtiger Moment für uns», sagte Callamard. «Ich könnte nicht hier sein, wenn es nicht für die COP27 wäre.» Abdel Fattah hatte vergangenes Jahr durch seine in London geborene Mutter die britische Staatsbürgerschaft erhalten. Der neue britische Premierminister Rishi Sunak wandte sich in einem Brief, den der Sender Sky News veröffentlichte, an die Familie. Britische Minister und Regierungsvertreter würden weiterhin auf konsularischen Zugang zu Abdel Fattah in seiner Haft drängen, schrieb Sunak. Er selbst werde beim ägyptischen Präsident Abdel Fattah al-Sisi weiterhin betonen, dass der Fall schnell gelöst werden müsse. (dpa)