Sudan: Menschenrechtlerin zieht Parallele zum Völkermord in Darfur

Frankfurt a.M./Hamburg. Die Leiterin von «Human Rights Watch», Tirana Hassan, sieht in der jüngsten Gewalt in der sudanesischen Darfur-Region Parallelen zum Völkermord während der Nullerjahre.



Angriffe auf nicht-arabische Volksgruppen in Darfur seien ein ständig wiederkehrendes Phänomen, sagte die Exekutivdirektorin der Menschenrechtsorganisation dem Nachrichtenmagazin «Spiegel» (Montag). «Aber nun erinnert mich auch die Art der Kriegsführung an die Zeit damals.» Es gebe «erschreckende Parallelen».



Der Krieg in der Darfur-Region werde immer brutaler, sagte Hassan. Die RSF («Rapid Support Forces») und ihre Verbündeten hätten eine Reihe von Dörfern angegriffen und zerstört. Die Angriffe folgten dabei alle einem Muster: «Die RSF-Kämpfer suchen nach Angehörigen der Volksgruppe der Masalit, insbesondere nach Männern. Und wenn sie sie finden, erschießen sie sie auf der Stelle.»



Die Darfur-Region ist seit Jahrzehnten von ethnischer Gewalt geprägt. Allein zwischen 2003 und 2008 wurden Schätzungen zufolge 300.000 Menschen getötet. Der Internationale Strafgerichtshof ermittelt wegen Völkermords. Seit der Eskalation des Machtkampfs zwischen der sudanesischen Armee und der RSF-Miliz im April häufen sich abermals die Berichte über schwere Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung. Die RSF sind aus den arabischen Dschanschawid-Milizen hervorgegangen, die für die Verbrechen in den Nullerjahren mitverantwortlich gemacht werden.



Das ganze Ausmaß des Mordens zu erfassen, sei schwierig, weil es keinen sicheren Zugang für Journalisten und Menschenrechtsermittler gebe, sagte Hassan und forderte eine entschlossenere Reaktion der internationalen Gemeinschaft. (epd)