Verband: Antimuslimischen Rassismus bekämpfen

Viele Muslime sehen sich im Alltag mit Rassismus und Diskriminierung konfrontiert. Einer Studie zufolge melden Betroffene die Fälle aus mangelndem Vertrauen häufig nicht den Behörden. Die Claim Allianz fordert nun ein entschiedenes Vorgehen.



Berlin. Die Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit Claim hat im vergangenen Jahr knapp 900 Fälle von antimuslimischem Rassismus in Deutschland registriert. Diese Form des Rassismus präge den Alltag der Betroffenen, beklagte der Verband am Montag bei der Vorstellung seines ersten Lageberichts in Berlin. Die Allianz forderte eine umfassende Bekämpfung von antimuslimischem Rassismus in Deutschland. Entsprechende Fälle müssten systematisch erfasst und dokumentiert werden.



Im Rahmen eines Monitorings wurden laut Verband insgesamt 898 Vorfälle gezählt. Es sei von einer hohen Dunkelziffer auszugehen. Die Betroffenen meldeten die Fälle häufig aus mangelndem Vertrauen in die Sicherheitsbehörden nicht. Sie hätten Angst, dass der Wahrheitsgehalt ihrer Angaben in Zweifel gezogen werde.



Antimuslimischer Rassismus verhindere die gleichberechtigte Teilhabe von muslimischen und als muslimisch angesehenen Menschen, hieß es. Rund 25 Prozent der Fälle, bei denen der Ort bekannt sei, hätten sich im öffentlichen Raum zugetragen.



Körperliche und verbale Angriffe hätten sich größtenteils gegen Frauen gerichtet. Diese seien auch in Anwesenheit ihrer Kinder beleidigt und körperlich angegriffen worden. Ein Fünftel der Fälle wurde in Bildungseinrichtungen wie Schulen, Universitäten und Kitas gezählt. Diskriminierungen seien in diesem Bereich häufig von Lehrkräften ausgegangen, hieß es weiter.



Den größten Teil der Vorfälle von antimuslimischem Rassismus machen den Angaben zufolge verbale Angriffe (500 Fälle) aus, gefolgt von Diskriminierung (190 Fälle). Das Lagebild zählt überdies 71 Körperverletzungen, 44 Sachbeschädigungen, drei Brandstiftungen und 49 sonstige Gewalttaten.



Rima Hanano von der Claim-Allianz betonte, die Diskriminierung von Muslimen und als muslimisch wahrgenommenen Menschen werde unterschätzt. Um das Dunkelfeld zu erhellen, müsse es ein einheitliches Verständnis über das Phänomen geben. Betroffene müssten besser unterstützt und entsprechende Beratungsstellen langfristig finanziert werden. «Wir müssen alle hinschauen, nur dann können wir antimuslimischem Rassismus gemeinsam entgegentreten», sagte Hanano.



Knapp zehn Prozent der verzeichneten Fälle entfallen laut Claim-Allianz auf religiöse Orte. Die Leiterin des Monitorings, Güzin Ceyhan, warnte vor diesem Hintergrund, jeder einzelne Angriff auf eine Moschee sende «ein Signal des Hasses».



Der Leiter des Nationalen Diskriminierungs- und Rassismusmonitors, Cihan Sinanoglu, wies auf antimuslimische Vorfälle etwa im Gesundheitswesen hin. Ein Drittel der Frauen mit Migrationshintergrund gebe an, bereits den Arzt gewechselt zu haben, weil ihre Beschwerden nicht ernst genommen würden.



Das Lagebild wurde den Angaben zufolge auf der Grundlage der Zahlen von Melde- und Beratungsstellen aus fünf Bundesländern, Meldungen über das Meldeportal I-Report, der Statistik über politisch motivierte Kriminalität sowie Polizei- und Pressemeldungen erstellt. Dabei seien Angriffe über das Internet wie Hass-Postings nicht eingeflossen. (epd)