Äthiopien meldet Befüllung von drittem Becken in umstrittenem Mega-Staudamm

Addis Abeba. Äthiopien hat nach eigenen Angaben das dritte Becken seines umstrittenen Nil-Staudamms gefüllt. "Mit 600 Metern Füllhöhe haben wir nun 25 Meter mehr im Becken als im Vorjahr", gab Ministerpräsident Abiy Ahmed am Freitag im äthiopischen Staatsfernsehen bekannt. Die 4,2 Milliarden Dollar (4 Milliarden Euro) teure Talsperre soll das größte Wasserkraftwerk Afrikas werden. Die Nil-Anrainerstaaten Ägypten und Sudan sehen ihre Wasserversorgung bedroht.



Die dritte Füllung verursache laut Abiy "keine Wasserknappheit flussabwärts", sagte Äthiopiens Regierungschef in Richtung Kairo und Khartum. Er rief beide Länder zu Verhandlungen auf, um eine Einigung zu erzielen.



Bereits am Donnerstag hatte Äthiopien bekanntgegeben, dass die zweite Turbine mit der Stromerzeugung begonnen habe. Staudamm-Chef Kifle Horo sagte, 83 Prozent des Kraftwerks seien nun fertiggestellt. Die Bauarbeiten sollen laut Horo in den kommenden zweieinhalb Jahren abgeschlossen sein.



Der Damm soll künftig 5000 Megawatt Strom erzeugen - und damit Äthiopiens bisherige Stromerzeugung verdoppeln. Erst im Juli hatte Ägypten beim UN-Sicherheitsrat gegen das Befüllen des dritten Beckens protestiert. Das Land in Nordafrika speist mehr als 90 Prozent seines Wasserbedarfs aus dem Nil.



Trotz scharfer Proteste aus Kairo und Khartum hatte Äthiopien das 145 Meter hohe Wasserkraftwerk im Westen des Landes im Februar 2020 nach zehn Jahren Bauzeit eröffnet. Äthiopien argumentiert, die Talsperre sei unerlässlich für seine Stromerzeugung. Bisherige Gespräche zwischen den Konfliktparteien unter der Schirmherrschaft der Afrikanischen Union blieben bislang erfolglos. (AFP)