Religionsvertreter verurteilen Antisemitismus in Deutschland

Hochrangige Vertreter von Christentum, Judentum und Islam haben die antisemitischen Angriffe auf Juden und jüdische Einrichtungen in Deutschland verurteilt.

"Wer sich über Rassismus beschwert und dann selbst Hass gegen Juden verbreitet, hat es verwirkt, sich zu solchen Themen zu äußern und ernst genommen zu werden", sagte der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, am Freitag in einer Talkrunde auf der SocialMedia-App Clubhouse, organisiert von katholisch.de und der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) im Katholischen Medienhaus in Bonn. Auch in der muslimischen Community sei hier immer wieder Aufklärungsarbeit nötig.

Der Augsburger katholische Bischof Bertram Meier warnte vor einer Geschichtsvergessenheit in Deutschland. Die jüngsten Angriffe auf Synagogen, aber auch "Querdenkerdemos mit Judenstern" und ähnliche Ereignisse zeigten, dass manche die schlimmen Geschehnisse der deutschen Vergangenheit offenbar gerne ausblendeten, so der Beauftragte der Bischofskonferenz für den interreligiösen Dialog.

Natürlich, so Meier weiter, müsse es möglich sein, sich kritisch zur aktuellen Politik Israels zu äußern. Doch viel zu oft würde dies mit dumpfen antisemitischen Vorurteilen verknüpft und mit pauschalen Angriffen und Shitstorms im Netz verstärkt. Hier müssten die Kirchen und die anderen Religionen deutlich ihre Stimme erheben und auch zu mehr Bildung, Aufklärung und Geschichtsbewusstsein beitragen.

Auch Rabbiner Walter Homolka, Rektor des Abraham Geiger Kollegs in Potsdam, verurteilte die jüngsten Angriffe und dankte allen Vertretern anderer Religionen, die sich an die Seite der Juden in Deutschland stellen. Als sehr "wohltuend" bezeichnete er unter anderem die Unterstützung der Kirchen in Deutschland und nannte als Beispiel den Essener katholischen Bischof Franz-Josef Overbeck. Dieser hatte den Juden die Verbundenheit aller Christen zugesagt und erklärt: "Für Antisemitismus - egal von welcher Seite - ist bei uns im Ruhrgebiet kein Platz."

Zugleich bat Homolka um Unterstützung der Kirchen auch in den aktuellen politischen Debatten. Bei ihm in Brandenburg etwa werde seit Monaten über eine Verfassungsänderung im Kampf gegen Antisemitismus gestritten. Hier hoffe er zum Beispiel auf konkrete Hilfe vonseiten der Kirchen, die den Prozess beschleunigen könne. (KNA)

 

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