Studie: Große Vielfalt und kaum Konflikte unter Bayerns Muslimen

Im Alltagsleben der rund 500.000 Muslime in Bayern gibt es offenbar weniger Konflikte als vielfach angenommen und zudem eine große Vielfalt. Es gebe einen großen Binnenpluralismus und ein großes Spektrum persönlicher Religiosität, sagte der Direktor des Erlanger Zentrums für Islam und Recht in Europa (EZIRE), Mathias Rohe, am Mittwoch in München bei der Vorstellung einer Studie zum Islam in Bayern.

Zugleich plädierte er dafür, Probleme genau zu benennen. Dazu gehöre auch, klar zu sagen, ob es sich tatsächlich um Konflikte in Bezug auf Religion oder Migration handele. So gebe es etwa patriarchale Strukturen nicht nur bei Menschen aus der Türkei, sondern auch aus Indien und Russland.

Die Studie im Auftrag des bayerischen Kultusministeriums entstand seit 2015. Sie empfiehlt, Islamischen Religionsunterricht und die Seelsorge in Gefängnissen zu stärken sowie Islamische Theologie an Hochschulen auszubauen. Außerdem nimmt sie wachsende Islamfeindlichkeit und Salafismus in den Blick. In beiden Fällen sei es wichtig, Programme zur Deradikalisierung und Prävention zu stärken. Dazu seien Informationen über den Rechtsstaat nötig, "auch bei der Gesamtbevölkerung, wenn es etwa um Religionsfreiheit geht", so Rohe.

Der Jurist empfahl, sich für die jeweiligen Probleme die passenden Partner vor Ort zu suchen. Dies sollten nicht immer die Gemeinden sein. Gehe es etwa um soziale Fragen, seien Experten mit muslimischem Hintergrund wichtig. Diese müssten unterstützt werden, etwa durch Informationsmaterial in digitaler Form. Er begrüße es daher auch, dass das Bundesinnenministerium in Zukunft die Islamkonferenz themenorientiert zusammensetzen wolle, so der EZIRE-Direktor.

Zugleich warnte Rohe davor, die jeweiligen Gemeinden vor Ort zu beurteilen. Dies gelte etwa für die Ditib. Auf den Erfahrungen der vergangenen Jahrzehnte sollte aufgebaut werden, Kooperationen dürften nicht aus abstrakten politischen Gründen beendet werden. Derzeit seien Konflikte zu beobachten zwischen türkischen Beamten, "die durchregieren wollen und deutschen Ehrenamtlern, denen das nicht passt". Es gebe bisher auch keine Hinweise, dass der türkische Staat beim Verein Ditib durchgreifen konnte. Anders sei es beim Anstellungsverhältnis der Imame bei der türkischen Religionsbehörde. (KNA)