Erdogan droht mit Offensive gegen Kurden in Nordsyrien in den kommenden Tagen

Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan hat eine militärische Offensive zur Vertreibung kurdischer Kämpfer aus der grenznahen nordsyrischen Stadt Afrin angedroht. Der Einsatz solle "in den kommenden Tagen" erfolgen, "um unsere südlichen Grenzen von dem Terror in Afrin zu befreien", sagte Erdogan am Sonntag in einer Fernsehansprache.

Der Präsident bezog sich dabei auf den im August 2016 gestarteten türkischen Militäreinsatz "Euphrat-Schild" gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) und die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) in Syrien. Im März vergangenen Jahres war der Einsatz beendet worden.

Ende vergangenen Jahres wurden türkische Truppen in die nordsyrische Provinz Idlib südlich von Afrin verlegt. Dies erfolgte im Zuge einer Vereinbarung der Türkei mit Russland und dem Iran zur Einrichtung von vier sogenannten Deeskalationszonen im Bürgerkriegsland Syrien. Afrin in der Provinz Aleppo wird von der YPG-Miliz kontrolliert. Die Kurdenmiliz wird von der Türkei als Terrorgruppe mit Verbindungen zur verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) eingestuft.

Die USA sehen in der YPG-Miliz hingegen einen ihrer effizientesten Verbündeten im Kampf gegen die IS-Miliz. Vergangenes Jahr versorgten die Vereinigten Staaten die Kurden wiederholt mit Waffen. Im November erklärten türkische Regierungsvertreter, US-Präsident Donald Trump habe zugesagt, die Waffenlieferungen an die YPG einzustellen.

"Ich hoffe, dass diese Mächte während eines Afrin-Einsatzes nicht den Fehler machen, auf derselben Seite wie eine Terrororganisation zu erscheinen", sagte Erdogan nun bei einer Kundgebung in der nordtürkischen Stadt Tokat.

Die Truppen von Syriens Machthaber Baschar al-Assad machten derweil in Aleppo deutliche Fortschritte bei dem Versuch, den Militärflughafen Abu Duhur in der Nachbarprovinz Idlib zurückzuerobern. In den vergangenen 24 Stunden hätten regierungstreue Kämpfer mindestens 79 Dörfer im Süden der Provinz Aleppo eingenommen, erklärte der Chef der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman, am Sonntag. Die Offensive zur Rückeroberung des Militärflughafens richtet sich gegen das Dschihadistenbündnis Hajat Tahrir al-Scham.

Idlib ist die letzte Provinz Syriens, die noch unter der Kontrolle von Rebellen ist. Dominiert werden die Aufständischen von Hajat Tahrir al-Scham, deren Rückgrat der frühere syrische Al-Qaida-Ableger Fateh al-Scham ist. Die in Großbritannien ansässige, oppositionsnahe Beobachtungsstelle stützt sich auf ein Netzwerk von Informanten in Syrien. Ihre Angaben sind von unabhängiger Seite kaum zu überprüfen. (AFP)