Erleichterung in Berlin über Haftentlassung Peter Steudtners

Die Freilassung des Berliner Menschenrechtlers Peter Steudtner aus türkischer Untersuchungshaft ist in der Bundeshauptstadt mit Erleichterung aufgenommen worden. «Der Alptraum hat ein Ende», sagte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) am Donnerstag. «Wir freuen uns, dass der Menschenrechtler bereits heute wieder in Berlin sein wird, und sind wie seine Familie erleichtert darüber, dass er nach der langen Zeit der Ungewissheit wieder in Freiheit ist.»

Der in der Türkei angeklagte Steudtner kam nach rund 100 Tagen in Haft frei. Ein Gericht in Istanbul ordnete am Mittwochabend zum Prozessauftakt die Freilassung Steudtners und mehrerer Mitangeklagter an.

Er danke allen, die sich in der vergangenen Zeit mit Peter Steudtner solidarisiert haben, insbesondere auch den Mitgliedern der Kirchengemeinde, sagte Müller. Sie hätten wieder und wieder mit Fürbitten an das Schicksal des inhaftierten Menschenrechtlers erinnert.

Der Berliner evangelische Bischof Markus Dröge sagte, die Appelle an das Gerechtigkeitsempfinden und die Wahrung rechtsstaatlicher Standards hätten offenbar gewirkt. «Unsere Freude ist vor allem mit seiner Familie, aber auch mit seiner Gemeinde, die so intensiv und engagiert für ihn gebetet und gehofft hat.» Er freue sich auch über die Freilassung von weiteren Gefangenen, erinnere aber daran, «dass immer noch viele Menschen in der Türkei offensichtlich unbegründet in Haft sind, unter ihnen Mesale Tolu mit ihrem kleinen Sohn».

In der evangelischen Gethsemanekirche in Berlin-Prenzlauer Berg, der Heimatgemeinde Steudtners, wurden seit seiner Verhaftung unter anderem jeden Montagabend Andachten abgehalten. Zudem stand die Kirche jeden Abend für Fürbittgebete offen. Für Donnerstagabend kündigte die Gemeinde eine Dankes- und Fürbittandacht für die Freilassung Steudtners und der anderen Gefangenen an.

Steudtners Familie und seine Unterstützer erklärten in der Nacht zu Donnerstag, sie seien «tief erleichtert über die heutige Entscheidung des Gerichts». Zugleich wurde an die deutschen Medien appelliert, die Privatsphäre der Familie zu achten.

Steudtner und andere Aktivisten, von denen einige Amnesty International angehören, waren im Juli dieses Jahres nach einer Razzia bei Istanbul festgenommen worden. Ihnen wird unter anderem die Unterstützung von Terrororganisationen vorgeworfen. Den Angeklagten drohen bis zu 15 Jahre Haft. Zum Prozessauftakt hatte Steudtner vor Gericht alle Vorwürfe zurückgewiesen. (epd)