Syrien: Zahl ziviler Opfer steigt nach Luftangriffen auf Rakka

Nach der Ausweitung der Luftangriffe der Anti-IS-Koalition auf Rakka steigt die Zahl der zivilen Opfer: Am Montag wurden beim Bombardement von Stellungen der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in der nordsyrischen Stadt 42 Zivilisten getötet, darunter 19 Kinder, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte. Die US-geführte Militärallianz teilte ihrerseits mit, sie habe in einer Woche mindestens 250 Luftangriffe in und um Rakka geflogen.

Bereits am Sonntag waren nach Angaben der oppositionsnahen Beobachtungsstelle bei Luftangriffen der Anti-IS-Allianz 27 Zivilisten in Rakka getötet worden. Laut der Beobachtungsstelle, deren Angaben von unabhängiger Seite kaum zu prüfen sind, fielen damit in den vergangenen acht Tagen insgesamt fast 170 Zivilisten den Luftangriffen zum Opfer.

"Die Opferzahl ist hoch, da die Angriffe sich gegen sehr dicht besiedelte Viertel der Innenstadt richten", sagte der Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman. In vielen Häusern hätten Zivilisten auf der Flucht vor den Kämpfen Schutz gesucht. Die Koalition greife alle Gebäude an, in denen sie Bewegungen von IS-Kämpfern sehe.

Die Koalition wirft der sunnitischen Extremistengruppe vor, Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen. Nach Schätzungen der UNO sind noch bis zu 25.000 Zivilisten in der umkämpften Stadt. UN-Vertreter äußerten sich sehr besorgt über die Sicherheit der Einwohner, die in den Kampfzonen festsitzen, ohne fliehen zu können.

Der Koalitionssprecher Ryan Dillon sagte der Nachrichtenagentur AFP, Flugzeuge der Koalition hätten in den vergangenen sieben Tagen mindestens 250 Angriffe geflogen. Die Anti-IS-Koalition versichert, alles ihr Mögliche zum Schutz der Zivilbevölkerung zu tun, doch wurden seit Beginn ihres Einsatzes 2014 hunderte Zivilisten bei ihren Angriffen getötet.

Dillon versicherte, die jüngsten Berichte über zivile Opfer in Rakka würden genau geprüft. Der US-Oberst erläuterte, dass die Anti-IS-Koalition seit der Rückeroberung der irakischen Großstadt Mossul mehr Flugzeuge für Angriffe auf Rakka zur Verfügung habe. Die irakische Armee hatte die IS-Miliz im Juli nach monatelangen Kämpfen komplett aus Mossul vertrieben.

Die Anti-IS-Koalition unterstützt mit ihren Luftangriffen in Rakka die Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) bei ihrer Offensive auf die Stadt. Das kurdisch-arabische Bündnis hat seit Anfang Juni knapp 60 Prozent der einstigen syrischen IS-Hochburg erobert. Ein SDF-Sprecher versicherte, sie täten alles, um zivile Opfer zu vermeiden. Daher kämen sie auch nur sehr langsam voran. (AFP)