Anführer von Protestbewegung im Norden Marokkos festgenommen

Der Anführer einer Protestbewegung, die seit mehr als sechs Monaten die Rif-Region im Norden Marokkos erschüttert, ist festgenommen worden. Nasser Zefzafi sei am Montag von der Polizei gefasst worden, verlautete aus Regierungskreisen. Die Behörden hatten den Aktivisten am Freitagabend zur Fahndung ausgeschrieben, weil er die Predigt eines Imams in einer Moschee der Stadt Al-Hoceima gestört hatte.

Mit Mobiltelefonen gemachte Aufnahmen von den Geschehnissen in der Moschee am Freitag zeigen unter anderem, wie der Gesuchte den Imam einen "Lügner" nennt und fragt, ob Moscheen für Gott oder die Mächtigen gebaut worden seien.

In Al-Hoceima, der Hochburg der Proteste, waren am Sonntag den dritten Abend in Folge hunderte Menschen auf die Straße gegangen. Die jungen Demonstranten versammelten sich in mindestens zwei Stadtvierteln und versuchten, zum großen Platz im Stadtzentrum zu ziehen, wurden jedoch von Polizisten gestoppt. Zu gewaltsamen Auseinandersetzungen kam es anders als am Freitag und Samstag allerdings nicht.

In Sprechchören riefen die Demonstranten "Korrupter Staat", "Würde" und "Wir sind alle Zefzafi". Der 39-jährige Arbeitslose war in den vergangenen Monaten zum Gesicht der Protestbewegung geworden, die sich gegen Arbeitslosigkeit, die schlechte Gesundheitsversorgung und Korruption in der von Berbern bewohnten Rif-Region richtet. Am Sonntagabend gab es auch in anderen Städten des Landes und in der Hauptstadt Rabat Demonstrationen.

Al-Hoceima war auch eine der Hochburgen der Massenproteste, die es im Zuge des Arabischen Frühlings im Jahr 2011 in Marokko gab. Neu angeheizt wurde der Aufruhr durch den grausamen Tod eines Fischverkäufers im vergangenen Oktober. Er starb in der Presse eines Müllwagens, als er versuchte, Behördenmitarbeiter daran zu hindern, seine Ware zu zerstören. Aus der Empörung über seinen Tod entstand die neue Protestbewegung. Nach offiziellen Angaben nahm die Polizei seit Freitag 22 Menschen fest. (AFP)

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