Pakistan ergreift repressive Maßnahmen gegen "Gotteslästerung" im Internet

Die pakistanische Regierung hat Millionen Handynutzer per Kurznachricht davor gewarnt, "gotteslästerliche" Botschaften zu verbreiten. Wer derartige Inhalte herunterlade und weiterleite, mache sich strafbar, hieß es in der von der Pakistanischen Telekommunikationsbehörde (PTA) am Mittwoch verschickten SMS. Die Behörde erklärte, sie habe auf gerichtliche Anordnung gehandelt. Vorwürfe wegen angeblicher Blasphemie haben in Pakistan seit 1990 zu dutzenden Attacken oder Lynchmorden geführt.

Pakistans Telekommunikationsbehörde PTA hat während einer Kampagne gegen gotteslästerliche Inhalte in sozialen Medien seit April 12 968 Internetseiten gesperrt. Das berichtet die Tageszeitung «Express Tribune» am Mittwoch unter Berufung auf Teilnehmer einer Parlamentssitzung, bei der PTA-Mitarbeiter Bericht erstatteten. Welche Seiten betroffen waren, blieb zunächst unklar.

Mitte März hatte ein einflussreicher, konservativer Richter in Islamabad die Regierung aufgefordert, gegen anstößige Inhalte in sozialen Medien vorzugehen. Er drohte mit einem Urteil, das Facebook und andere Foren sperren würde. Ministerpräsident Nawaz Sharif hatte daraufhin das Innenministerium angewiesen, alle Seiten mit solchen Inhalten sperren und die Betreiber bestrafen zu lassen.

Begonnen hatte die Staatskampagne gegen Blasphemie in Medien schon 2012, nachdem auf dem Videokanal YouTube ein islamkritischer Film hochgeladen worden war. Blasphemie-Vorwürfe treffen aber oft auch gesellschafts- oder militärkritische, liberale Blogger.

Erst vergangene Woche war im Südwesten des Landes ein zehnjähriger Junge getötet worden, als eine aufgebrachte Menschenmenge einen Mann wegen Blasphemie-Vorwürfen lynchen wollte. Im April hatten hunderte Männer einen 23-jährigen Journalistikstudenten, dem sie Gotteslästerung vorwarfen, in der nordwestlichen Stadt Mardan getötet. Später stellte sich heraus, dass er zu Unrecht beschuldigt worden war.

Der Vorwurf der Gotteslästerung kann im streng konservativ-muslimischen Pakistan weitreichende Folgen haben. Die Beleidigung des Propheten Mohammed kann sogar mit dem Tod bestraft werden. (AFP/dpa)