Muslimische Kontroverse über Polygamie

Vertreter mehrerer Muslimverbände haben die Auffassung zurückgewiesen, Muslime in Deutschland dürften mehrere Frauen heiraten. Diese Auffassung hatte der Bundesvorsitzende der Ahmadiyyah-Gemeinde, Abdullah Uwe Wagishauser, auf der Sitzung des Deutschen Islamforums am Mittwoch in Frankfurt am Main geäußert. Die Mehrehe sei als islamische Tradition Muslimen erlaubt, sagte er. Zwar könne in Deutschland ein Mann nach dem Gesetz nur eine Frau heiraten, aber nach der islamischen Sitte der «Handschuhehe» könne er über Vertreter in einem Land mit islamischem Recht weitere Frauen ehelichen.

Dies sei in der Praxis nichts anderes, als wenn nichtmuslimische Deutsche eine oder mehrere Freundinnen neben ihrer Ehefrau hätten, sagte Wagishauser. In Deutschland gelte rechtlich die monogame Ehe, widersprach der stellvertretende Generalsekretär des Zentralrats der Marokkaner in Deutschland, Omar Kuntich. Wenn ein Muslim weitere Frauen nähme, wären diese wie «Mätressen» und hätten keinerlei Eherechte.

Der Koran fordere eine Gleichbehandlung der Ehefrauen, pflichtete die Islamwissenschaftlerin Rabeya Müller vom Liberal-Islamischen Bund bei. Mit dem Zusatz, «das werdet ihr nicht können», wende sich auch der Koran gegen die Mehrehe. Der Generalsekretär des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Abdassamad El Yazidi, unterstützte Müller. Männer könnten der Forderung nach einer Gleichbehandlung mehrerer Frauen nicht gerecht werden.

Die Ahmadiyya-Religionsgemeinschaft versteht sich als Reformbewegung innerhalb des Islam. Sie entstand 1889 im damals britisch regierten Indien. Die meisten anderen Muslime lehnen die Lehren der Gemeinschaft jedoch als unislamisch ab. Deshalb werden Ahmadiyya-Anhänger in vielen orientalischen Ländern diskriminiert oder verfolgt. In Deutschland leben nach etwa 35.000 Mitglieder. (epd)