Ditib-Landesvorsitzender will in Deutschland ausgebildete Imame

Der baden-württembergische Landesvorsitzende des islamischen Dachverbandes Ditib, Erdinc Altuntas, hat sich für die Ausbildung von Imamen seines Verbandes in Deutschland ausgesprochen. «Wir sind dafür, dass die Imame mittelfristig an deutschen Universitäten ausgebildet werden», sagte Altuntas der «Heilbronner Stimme» (Mittwochsausgabe). Die Imam-Ausbildung an Universitäten wie in Tübingen laufe gut.

«Ich schätze, dass wir in zehn bis 15 Jahren Imame von den deutschen Universitäten in unseren Moscheen haben», sagte der Ditib-Vertreter. Noch ungeklärt sei allerdings die Frage der Finanzierung. «Solange wir keine Körperschaft des öffentlichen Rechts sind, fehlen uns die Mittel.»

Altuntas betonte die Loyalität der hier lebenden Türken zu Deutschland. «Wir Türken sind diesem Land gegenüber loyal, und viele haben ihre neue Heimat hier gefunden», sagte der Ditib-Landesvorsitzende. «Das Problem ist, dass einige sich nach wie vor nicht angenommen fühlen. Dass man Nachteile erfährt mit türkischem Namen, bei der Wohnungssuche oder bei Bewerbungen. Wenn Loyalität gefordert wird, dann möchten wir gleich behandelt und nicht benachteiligt werden, weil wir Türken oder Muslime sind.»

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte Ende August von Deutschtürken Loyalität zur Bundesrepublik gefordert. Zuletzt hatte die Kritik an der Türkisch-Islamischen Union (Ditib) zugenommen. Dem Dachverband wird eine Nähe zur türkischen Regierungspartei AKP vorgeworfen. Am Montag hat das NRW-Innenministerium die Zusammenarbeit mit Ditib beendet. Grund war ein umstrittener Comic, in dem der Märtyrertod verherrlicht wird.

Altuntas widersprach der Behauptung, die Predigten der Ditib-Imame in Deutschland würden in der Türkei verfasst. «Predigten werden nicht von Ankara hierher geschickt, wie manchmal behauptet wird. Es gibt auch keine Anweisungen, nach denen ein Imam sich gefälligst positiv zu diesen oder jenen Ereignissen in der Türkei äußern soll oder in einer gewissen Weise Stellung nehmen muss», sagte der Ditib-Vertreter. «Von der Kanzel ist Politik bei uns nicht erlaubt», sagte er. (epd)

Mehr zur Debatte um die Ausbildung der Ditib-Imame in Deutschland im Qantara-Interview mit Michael Kiefer