Reportage: IS-Sklavin in Libyen - Die außergewöhnliche Flucht einer Frau

Diese Reportage gründet sich auf Interviews mit der 24-jährigen Christin Ruta Fisehaje, acht weiteren vom IS versklavten Frauen und fünf Männern, die von der Gruppe verschleppt wurden. Selam Gebrekidan sprach mit den Flüchtlingen über einen Zeitraum von vier Monaten in drei europäischen Ländern.

In der Nacht zum 3. Juni blockieren bewaffnete Männer eine Autobahn an der libyschen Küste und stoppten einen weißen Lastwagen, der in Richtung Tripolis rast. Sie richten ihre Sturmgewehre auf den Fahrer. Drei von ihnen klettern auf die Ladefläche, um die Fracht zu untersuchen. Zusammen mit 85 weiteren Männern und Frauen aus Eritrea liegt dort die 24-jährige Ruta Fisehaje. Im Anhänger verstecken sich ein paar Dutzend Ägypter. Alle vereint ein Traum: Nach Europa zu gelangen.

Die Männer befehlen den Migranten, von dem Lastwagen herunterzusteigen. Sie separieren erst die Muslime von den Christen, dann die Männer von den Frauen. Diejenigen, die sich als Muslime zu erkennen geben, müssen die Schahada aufsagen, das islamische Glaubensbekenntnis. Alle Ägypter schreien die Worte wie ein Mann hinaus: "Es gibt keinen Gott außer Gott. Mohammed ist der Gesandte Gottes." Die bewaffneten Männer antworten: "Allahu Akbar".

Fisehaje wird klar, dass sie sich in der Hand der Extremistenmiliz IS befindet. Ihre Kidnapper tragen Gewänder in sandfarbenem Tarnmuster - Kleidung, die sie bei niemand anders in Libyen gesehen hat. Die meisten von ihnen verstecken ihre Gesichter hinter schwarzen Skimasken. Auf einem ihrer Pritschenwagen weht eine schwarze Fahne. "Wir waren uns sicher, dass sie uns in den Tod schicken werden", erinnert sich Fisehaje. "Wir weinten vor Verzweiflung." Die 24-Jährige ist Christin und trägt als Zeichen ihres orthodoxen Glaubens eine schwarze Perlenkette.

240.000 MIGRANTEN DURCHQUERTEN LIBYEN SEIT 2014

Doch die bewaffneten Männer hatten anderes im Sinn. Denn im Kampf um mehr Macht in Libyen belohnt der IS seine Kämpfer, indem er ihnen gestattet, vom Exodus afrikanischer Migranten nach Europa zu profitieren. Seit die Gruppe Ende 2014 erstmals in Libyen auftauchte, haben rund 240.000 Flüchtlinge und Migranten das vom Bürgerkrieg zerrissene Land durchquert. In den vergangenen anderthalb Jahren verschleppten IS-Kämpfer mindestens 540 Menschen, die sie in sechs Hinterhalten gefangen nahmen. Dies berichten Migranten, die die Entführungen beobachteten und denen die Flucht nach Europa gelang.

Die IS-Kämpfer versklavten, vergewaltigten, verkauften oder tauschten mindestens 63 ihrer weiblichen Gefangenen, von denen neun ihr Schicksal der Nachrichtenagentur Reuters schilderten. Ihre Geschichten sind die ersten bestätigten Berichte darüber, wie der Islamische Staat geflüchtete Frauen zu Sexsklavinnen macht und sie als menschliche Währung benutzt, um Kämpfer in Libyen zu werben und zu belohnen. Die Extremistenmiliz geht dabei nach dem selben Muster vor, das sie bereits in Syrien und dem Irak gegen jesidische Frauen anwandte.

Libyen ist wegen seiner Nähe zu Südeuropa und seiner Lage inmitten von sechs afrikanischen Ländern der wichtigste Außenposten des IS außerhalb seines Stammgebiets im Irak und Syrien. Die Gruppe kämpft hart, um ihr Territorium dort zu verteidigen. Im August bombardierten US-Kampfjets Sirte, die Hochburg des IS in Libyen. Sie versuchten damit, die Stadt der Kontrolle der Extremisten zu entreißen, und neuen Schwung in eine festgefahrene Offensive libyscher Brigaden gegen den IS zu bringen.

Sirte hat große strategische Bedeutung für die Extremisten: Die Stadt liegt an einer Autobahn, die zwei Zentren des Menschenhandels miteinander verbindet - Adschdabija im Nordosten, wo die Migranten Halt machen, um die Schleuser zu bezahlen, und Fischerhäfen im Westen, wo jede Woche die Boote nach Europa ablegen.

Von Sirte aus gelingt es dem IS, in mannigfacher Weise aus der Flüchtlingskrise Profit zu schlagen. Dies geschieht, obwohl die Gruppe die Migration in ihrem Magazin "Dabiq" im September als "gefährliche große Sünde" verdammte. Dieser Aussage zum Trotz verlangt der IS Steuern von den Schleusern im Gegenzug für sicheres Geleit und nutzt die alten Schmuggelpfade, um neue Kämpfer nach Libyen zu bringen.

Dies geht aus den Aussagen von Libyern, Informationen aus US-Regierungskreisen und einem Bericht des UN-Sicherheitsrates vom Juni hervor. Der IS habe auch Migranten rekrutiert, indem er ihnen Geld und libysche Bräute angeboten habe, sagt General Mohamed Gnaidy, ein Geheimdienstoffizier der Milizen der nahegelegenen Stadt Misrata.

ERITREA - JAHRELANGER WEHRDIENST UND MENSCHENRECHTSVERSTÖSSE

Vor ihrem Aufbruch aus Eritrea fühlte sich Fisehaje gefangen in ihrem Job als Verkäuferin auf einer staatlichen Farm. Wie viele junge Eritreer musste sie ihren Wehrdienst ableisten, der oft deutlich länger als die gesetzlich verankerten anderthalb Jahre dauert. Von ihrem knappen Lohn von 36 Dollar im Monat konnte sie kaum leben. Sie hatte aber auch Angst davor, einfach zu gehen und den Staat gegen sich aufzubringen, dem immer wieder Menschenrechtsverstöße vorgeworfen werden.

Schließlich entschloss sich die zierliche Frau dann aber doch, das Risiko auf sich zu nehmen. Im Januar 2015 lief sie gemeinsam mit einem Cousin und zwei Freunden über die Grenze in den Sudan. Ihr Ziel hieß Europa. In der sudanesischen Hauptstadt Khartum brauchte Fisehaje vier Monate, um die 1.400 Dollar aufzubringen, die der Schleuser für die Reise nach Libyen forderte. Sie fand keinen Job, der so viel Geld abgeworfen hätte. Wie Tausende Flüchtlinge vor ihr bat sie daraufhin ihre Verwandten im Ausland um Hilfe. Anschließend sprach sie mit anderen Emigranten und fand einen eritreischen Schleuser, dessen Kunden ihm beste Bewertungen ausstellten.

Ehe sie sich auf die Reise durch die Wüste machte, hörte Fisehaje Geschichten über bewaffnete Banditen, die Frauen in Libyen vergewaltigen. Sie ging zu einem Arzt und ließ sich eine Verhütungsspritze geben, die drei Monate wirkt. "Wenn man Eritrea verlässt, gibt es kein Zurück. Ich habe getan, was jede Frau tun würde", sagt sie.

Der erste Teil ihrer Reise lief gut. Im Mai durchquerte ihr Konvoi die Sahara und erreichte Adschdabija im Nordosten Libyens. Fisehaje glaubte, das Schlimmste läge nun hinter ihr. Zwar zählt niemand die Migranten, die in der Wüste an Krankheiten, Hunger oder durch Gewalttaten sterben.

Flüchtlingsorganisationen gehen aber davon aus, dass mehr Menschen dort umkommen als bei der gefährlichen Überfahrt über das Mittelmeer. "Niemand stoppte uns in der Sahara, ... und die Schleuser sagten, wir sollten uns über Daesch keine Sorgen machen", berichtet Fisehaje, indem sie die arabische Abkürzung für den IS verwendet. "Ich hätte nie erwartet, einen derart durchorganisierten Staat wie ihren in Libyen zu sehen."

SCHÜSSE BEENDEN FLUCHTVERSUCH

Doch sie irrte sich. In der Nacht des Überfalls schickten die IS-Kämpfer Fisehaje und die übrigen Christen zurück auf den Laster. Die Männer kletterten auf den ersten Auflieger, die 22 Frauen stiegen in den Anhänger. Sie fuhren in Richtung Osten, auf der gleichen Straße wie zuvor. Ein Pritschenwagen mit einem aufmontierten Maschinengewehr folgte dicht hinter ihnen. Eine halbe Stunde später bog der Lastwagen nach rechts auf eine unbefestigte Piste ab, in der Ferne waren die Lichter einer Stadt zu sehen.

Einige der männlichen Gefangenen hatten Videos von den Enthauptungen durch den IS gesehen. Sie sprangen von der Ladefläche und rannten in die Wüste. Jemand eröffnete das Feuer. Einige der Fliehenden fielen tot zu Boden, andere wurden wieder eingefangen. Nur einigen wenigen gelang die Flucht.

"Wir dachten, es wäre besser, wenn sie uns erschießen statt uns zu enthaupten", sagte Hagos Hagu, einer der Männer, die wegliefen, in einem Interview im schwedischen Hallsta. Er wurde in jener Nacht nicht wieder eingefangen und schaffte es zwei Monate später nach Europa. "Wir wollten nicht mit gefesselten Armen und Beine sterben. Selbst ein Tier muss sich in der Stunde des Todes winden können."

Die IS-Kämpfer brachten die Migranten in ein verlassenes Krankenhaus im Buschland nahe einer Stadt namens Naufalijah. Sie durchsuchten die Frauen nach Juwelen, lüpften ihre Ärmel und Ausschnitte mit einem Stock in die Höhe, und sperrten sie in einen kleinen Raum. Am nächsten Morgen besuchte einer der Kommandeure, ein Mann aus Westafrika, die Frauen, und gab sich als Mitglied des IS zu erkennen. Das Kalifat werde sie verschonen, weil sie Frauen seien, kündigte er an. Dies gelte aber nur, wenn sie zum Islam konvertierten. "Ansonsten lassen wir euch hier verrotten."

Drei Wochen später scheiterte ein Fluchtversuch während eines Luftangriffs auf das Hospital. Der Beschuss dauerte tagelang an, bis die IS-Kämpfer die Frauen schließlich in eine verlassene türkische Baufirma im zwei Stunden entfernten Naufalijah brachten. Eine Woche später gelang neun der weiblichen Gefangenen die Flucht, nicht aber Fisehaje. Sie wurde zurückgebracht und tagelang ausgepeitscht.

Den Sommer über baute der IS seine Kontrolle über Zentrallibyen aus. Mit den Ambitionen der Extremistenmiliz wuchs ihr Bedarf an Frauen. Nach Auslegung des IS gestattet die Scharia Männern, Frauen als Sexsklavinnen zu halten. Die entführten Frauen wurden zu leichten Opfern.

DAS ALTE LEBEN VERGESSEN UND ZUM ISLAM ÜBERTRETEN

Im August, mehr als zwei Monate nach ihrer Entführung, wurde Fisehaje mit 35 weiteren Frauen nach Haraua gebracht, eine Kleinstadt etwa 75 Kilometer von Sirte entfernt. Zunächst habe sich das Leben dort recht normal angefühlt, berichten Fisehaje und sieben andere Frauen. Keine Luftangriffe, keine Prügel, keine Drohungen mit sexueller Gewalt. Einer der Dschihadisten, ein früherer tunesischer Mechaniker, half den Frauen, sich in der Gefangenschaft zurechtzufinden. Hafiso kaufte ihnen Gemüse und übermittelte ihre Forderungen an seine Kommandeure in Sirte. Er tröstete die Frauen, wenn sie weinten. Und er riet ihnen, ihr früheres Leben zu vergessen und zum Islam überzutreten.

Dann würden sie vielleicht freigelassen, um einen der Kämpfer zu heiraten, versprach er. Vielleicht dürften sie sogar ihre Familien zuhause anrufen. Die Frauen baten ihn um Religionsunterricht, und Hafiso brachte ihnen einen Koran in ihrer Muttersprache Tigrinja. Außerdem gab er ihnen einen kleinen Laptop mit heruntergeladenen religiösen Texten und Lektionen über die Leben gefallener Dschihadisten.

Fisehaje war die erste, die nachgab. Im September nach drei Monaten Gefangenschaft konvertierte sie zum Islam und nahm den Namen Rima an. In den folgenden Wochen traten auch die übrigen Frauen über. "Ich sah keinen anderen Ausweg", sagt Fisehaje, "Der Islam war ein weiterer Schritt in meine Freiheit. Sie sagten, wir würden einige Rechte haben als Muslime." Hafiso brachte den Frauen schwarze Abajas und Niqabs, damit sie sich verschleierten. Er hielt nun Distanz zu ihnen und vermied den Augenkontakt. Wie versprochen durften die Frauen ihre Familien anrufen.

Im Dezember war es mit dem relativen Frieden vorbei. Die Gefangenen hörten immer wieder Schüsse, die Lebensmittel wurden knapp. Der Emir des IS in Libyen sei durch einen US-Luftangriff getötet worden, berichtete Hafiso einer der Frauen. Mit ihm seien die Hoffnungen der Frauen gestorben. Sie seien nun Sklavinnen. Ihre jeweiligen Herren könnten sie als Sexsklavinnen behalten, sie verschenken, an andere Milizen verkaufen oder freilassen. "Macht euch keine Sorgen, was die Männer mit euch anstellen werden", sagte Hafiso nach Aussage einer der Frauen. "Beschäftigt euch nur damit, wie ihr zu Allah steht."

Später kam ein anderer IS-Kämpfer auf das Gelände und schrieb die Namen und das Alter der Frauen auf. Sie mussten ihre Schleier heben, damit er ihre Gesichter betrachten konnte. Eine Woche später kehrte er zurück und holte die beiden jüngsten Frauen im Alter von 15 und 18 Jahren ab. Im Januar brachte der IS Fisehaje und die übrigen Frauen in ein Lagerhaus in Sirte. Als frischgebackene Musliminnen forderten sie eine bessere Gesundheitsversorgung und die Freilassung. Stattdessen wurden sie verprügelt.

VERKAUFT UND IMMER WIEDER VERGEWALTIGT

Im Februar kaufte ein eritreischer Kämpfer namens Mohamed Fisehaje. Er sagte ihr nie, wie viel er für sie bezahlen musste. Am Anfang wirkte er sanft, erkundigte sich nach ihrem Wohlergehen und ihrem früheren Leben in Eritrea. "Ich war verwirrt. Ich dachte, er würde mir helfen. Vielleicht hatte er sich bei Daesh eingeschmuggelt? Vielleicht war er nicht wirklich einer von denen? Ich begann, Hoffnung zu schöpfen", berichtet Fisehaje. Stattdessen vergewaltigte er sie. Immer wieder, wochenlang.

"Niemand konnte uns je zeigen, welcher Teil des Koran es zulässt, dass uns Männer zu Sklaven machen", klagt Fisehaje. "Sie wollten uns zerstören, da war so viel Böses in ihren Herzen." Sie schmiedete Fluchtpläne, konnte aber keinen Ausweg finden. Dann verlieh ihr Besitzer sie an einen anderen Mann, einen senegalesischen Kämpfer mit dem Kriegsnamen Abu Hamsa. Er hatte seine Frau und seine drei Kinder an die Front mitgebracht. Fisehaje musste ohne Bezahlung in seiner Küche arbeiten.

Die Arbeit war erträglich, bis Abu Hamsa eines nachts eine eritreische Frau aus dem Lagerhaus mitbrachte. Er vergewaltigte sie die ganze Nacht lang. "Sie schrie, sie schrie. Es hat mir das Herz zerrissen", berichtet Fisehaje. "Seine Frau stand in der Tür und weinte." Am nächsten Morgen überzeugte Fisehaje die misshandelte Frau, gemeinsam mit ihr zu flüchten. Sie rannten aus der Stadt in die Wüste hinaus. Es hielt aber niemand an, um ihnen zu helfen. So wurden sie von der Religionspolizei aufgegriffen und in die Gefangenschaft zurückgebracht.

DIE FLUCHT GLÜCKT

Die misshandelte Frau ging zurück zu Abu Hamsa. Fisehaje wurde zu Mohamed in ein dreistöckiges Gebäude in Sirte gebracht, das er gemeinsam mit zwei weiteren Kämpfern bewohnte. Sie zog mit einer 22-jährigen Eritreerin und deren 4-jährigem Sohn zusammen, die einem tunesischen Kommandeur namens Saleh gehörten. Außerdem lebte in dem Haus eine 23 Jahre alte Eritreerin mit ihrem zweijährigen Sohn und einer Tochter, die sie in Gefangenschaft zur Welt gebracht hatte. Sie waren im Besitz eines nigerianischen Kämpfers, der sich al-Bagdadi nannte.

Im April bezog die neue libysche Einheitsregierung Quartier auf einem Marine-Stützpunkt in Tripolis. In Sirte erfuhren Fisehaje und ihre Gefährtinnen unterdessen, dass eine von ihnen, die zweifache Mutter, bald an einen anderen Mann weiterverkauft werden sollte. Diese Nachricht trieb die Frauen dazu, erneut ihre Flucht zu planen. Unter dem Vorwand, ihre Familien anzurufen, sprachen sie mit eritreischen Schleusern in Tripolis.

Am frühen Morgen des 14. April schließlich nahmen sich die Frauen 60 Dinar, etwa 40 Dollar, aus Salehs Tasche und brachen durch eine Hintertür aus dem Haus aus. Sirte wirkte um diese Zeit jedoch fast verlassen. Weil sie befürchteten, erneut aufgegriffen zu werden, kehrten die Frauen in das Haus zurück. Stunden später, als die Stadt zum Leben erwachte, verließen sie ihr Gefängnis wieder. Sie liefen mehrere Stunden, ehe ein Taxi für sie anhielt.

In stockendem Arabisch verhandelte Fisehaje mit dem Fahrer. Sie erzählte ihm, sie seien Dienstmädchen, die von ihrem Arbeitgeber betrogen worden seien. Dann gab sie ihm die Nummer eines Schleusers in Tripolis. Der Fahrer verhandelte am Telefon mit dem Mann und erklärte sich schließlich bereit, die Frauen für 750 Dinar (540 Dollar) in das fünf Stunden entfernte Bani Walid zu fahren, wo der Schleuser ihn bezahlen sollte. Am Ende dauerte die Fahrt zwölf Stunden.

In Bani Walid brachte sie der eritreische Schleuser in einen Raum, wo sie ihre Schleier ablegten und vor Freude in Tränen ausbrachen. Sie beteten für die Dutzenden Frauen, die sie zurückgelassen hatten. Fisehaje borgte sich das Telefon des Schleusers und rief ihren Vater an, der die Nachricht von ihrem Entkommen unter Freunden und Verwandten verbreitete.

Sie bezahlten Fisehajes Schulden und weitere 2.000 Dollar, damit sie ein Boot nach Europa besteigen konnte. Im Mai, einem Monat, in dem 1.133 Migranten auf See ertranken, überquerte sie das Mittelmeer. Ihre zehnmonatige Gefangenschaft war endgültig zu Ende. Wie viele andere Flüchtlinge schlug sie sich durch Italien und Österreich durch und erreichte einen Monat nach ihrer Flucht Deutschland, wo sie sich nun um Asyl bemüht. (Reuters)