Literaturnobelpreisträger Vargas Llosa: «Friedliche Koexistenz mit Muslimen ist möglich»

Der peruanisch-spanische Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa warnt vor einer Gleichsetzung von Islam und Islamismus. Das sagte er in einem Interview der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung».

Auf die Frage, ob ein «sehr großer Zustrom von streng muslimisch geprägten Menschen» die freiheitliche Kultur hierzulande bedrohen könne, sagte der Schriftsteller: «Das stimmt, diese Gefahr besteht.» Er erinnerte aber zugleich daran, dass «die religiösen islamischen Fanatiker» mehr Muslime als Menschen im Westen töteten. «Die Islamisten sind eine Minderheit, die man energisch bekämpfen muss. »Eine friedliche Koexistenz mit Muslimen ist möglich.« 

Europa brauche Einwanderung, um seinen Wohlstand zu halten, sagte Vargas Llosa, der überwiegend in Madrid lebt. »Das Problem derzeit ist die große Zahl. Es ist aber auch ein großes Kompliment für die westliche Kultur und unsere Institutionen, dass Millionen von Leuten aus der Dritten Welt hierherkommen wollen.« Der Schriftsteller sagte weiter: »Ich denke, wir müssen die Grenzen öffnen, aber auch realistisch sein - es ist unmöglich, sie für alle auf einmal zu öffnen.« Das würde zu Chaos führen und das politische System erschüttern. »Es braucht also eine kontrollierte Offenheit.«

In Europa sei eine »Rückkehr des Populismus und des Nationalismus« zu beobachten. »Das wäre ein Schritt zurück in die Vergangenheit.« Vargas Llosa nannte es eine Tragödie, wenn die Briten die EU verlassen würden. Dies würde großen Schaden anrichten. Insgesamt sei die europäische Idee in »großer Gefahr«. Europa werde auch mit Bürokratie verbunden - »aber das kann man reformieren«. (KNA)