Brief an Außenminister Maas: Inhaftierte Nasrin Sotudeh retten

Angesichts einer Verschlechterung des Gesundheitszustands der im Iran inhaftierten Rechtsanwältin Nasrin Sotudeh wird Außenminister Heiko Maas (SPD) in einem offenen Brief um Hilfe gebeten. Darin appellieren der außenpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Omid Nouripour, und der Vorstandssprecher der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM), Martin Lessenthin, Maas solle sich für die sofortige Freilassung der 57-jährigen Frauenrechtlerin einsetzen. "Das Eintreten des Außenministers könnte das Leben einer der unermüdlichsten Menschenrechtsverteidigerinnen unserer Zeit retten", heißt es in dem Schreiben.

Die IGFM teilte am Donnerstag in Frankfurt mit, Sotudeh sei schwer erkrankt. Am Dienstag sei sie trotz ihres gesundheitlichen Zustandes vom Teheraner Evin-Gefängnis in ein anderes Frauengefängnis verlegt worden, in dem miserable Haftbedingungen herrschten. Sotudeh war den Angaben zufolge in einen 46-tägigen Hungerstreik getreten, um auf nicht vorhandene Schutzmaßnahmen für Insassen in iranischen Gefängnissen aufmerksam zu machen, in denen die Corona-Pandemie grassiere.

"Nasrin Sotudeh ist eine Symbolfigur der iranischen Bürgerrechtsbewegung", so Nouripour und Lessenthin. Sie kämpfe für Demokratie, Rechte von Frauen, Kindern und Jugendlichen sowie für die Freilassung politischer Gefangener. "Mit der Verlegung Sotudehs spielt die iranische Regierung gezielt mit ihrem Leben", hieß es.

Sotudeh war laut Amnesty International am 13. Juni 2018 in ihrem Haus verhaftet worden. Im März 2019 wurde sie demnach zu 33 Jahren Gefängnis und 148 Peitschenhieben verurteilt. Ihr werde "Störung der öffentlichen Ordnung" und "offenes sündhaftes Auftreten in der Öffentlichkeit ohne Kopftuch" vorgeworfen. Sotudeh hatte als Anwältin Frauen verteidigt, die sich gegen Verschleierung wehrten.

Sotudeh erhielt im Oktober 2020 den Alternativen Nobelpreis und im September 2020 den Menschenrechtspreis des Deutschen Richterbundes. (KNA)