Annäherung zwischen Riad und Teheran hat Folgen für Israel

Riad. Zwei Rivalen gehen aufeinander zu: Saudi-Arabien und der Iran. Beobachter sehen in der überraschenden Annäherung der beiden Regionalmächte in erster Linie eine positive Entwicklung. Das Nachsehen scheint Israel zu haben, das sich seit Jahren um eine regionale Allianz gegen seinen Erzfeind Iran bemüht. Regierungschef Benjamin Netanjahu, der am Mittwochabend seinen Besuch in Deutschland beginnt, steht deshalb in der Kritik, außenpolitisch nicht die Fäden in der Hand zu haben.



Sieben Jahre lang herrschte zwischen der Golfmonarchie und der Islamischen Republik diplomatische Eiszeit. Vergangene Woche vereinbarten die beiden Länder unter Vermittlung Chinas, binnen zwei Monaten ihre Botschaften wieder zu eröffnen und die wirtschaftlichen Beziehungen wiederzubeleben.



Das durchkreuzt die Pläne Israels, Saudi-Arabien gegen den Iran auf seine Seite zu ziehen. Oppositionsführer Jair Lapid schreibt von einem "Zusammenbruch der regionalen Verteidigungsmauer, die wir gegen den Iran aufzubauen begonnen haben".



Experten verweisen jedoch auch darauf, dass die Auswirkungen des iranisch-saudiarabischen Abkommens im Hinblick auf Israel alles andere als klar seien. Auch wenn das sunnitische Königreich die Annäherung an seinen schiitischen Rivalen bevorzuge, "bedeutet das nicht, dass die sehr diskreten Beziehungen zu Israel eingestellt werden", prognostiziert der saudi-arabische Analyst Asis Alghaschian.



Saudi-Arabien, das die beiden heiligsten Stätten des Islam beherbergt, hat die Anerkennung Israels stets von der Schaffung eines palästinensischen Staates abhängig gemacht. Es hat sich nicht wie die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain und Marokko dem von den USA 2020 vermittelten Abraham-Abkommen angeschlossen, das die Beziehungen zwischen Israel und den regionalen Nachbarn normalisierte.



Riad setzte jedoch vergangenes Jahr während des Besuchs von US-Präsident Joe Biden ein Zeichen der Offenheit, indem es israelischen Journalisten die Einreise gestattete und seinen Luftraum für israelische Flugzeuge öffnete.



Saudi-Arabien arbeite hinter den Kulissen daran, im Gegenzug für eine Normalisierung der Beziehungen zu Israel von den USA Sicherheitsgarantien und Unterstützung bei seinem zivilen Atomprogramm zu erhalten, berichteten das "Wall Street Journal" und die "New York Times" vergangene Woche.



Nicholas Heras von der US-Denkfabrik New Lines Institute of Strategy and Policy sieht in der iranisch-saudiarabischen Annäherung "einen klaren diplomatischen Sieg für den Iran" und "einen schweren Schlag" für Netanjahu. "Das von Israel sehr umworbene Saudi-Arabien hat der israelischen Regierung gerade ein starkes Signal gesendet, dass sie sich nicht darauf verlassen kann, dass Riad eine militärische Initiative gegen den Iran unterstützt", sagt er.



Andere Beobachter relativieren hingegen die Tragweite des Abkommens. "Es konzentriert sich auf spezifische Fragen wie die Wiedereröffnung von Botschaften, die Wiederaufnahme von Handelsbeziehungen und die Sicherheit vor Anschlägen", sagt Fatima Abo Alasrar vom Thinktank Middle East Institute in Washington. "Diese Maßnahmen sind wichtig, um die Wirtschaftsbeziehungen zu verbessern und die Spannungen zwischen den beiden Ländern abzubauen, aber sie lösen nicht die weitergehenden ideologischen und politischen Differenzen", betont sie.



Die Entscheidung, die Beziehungen zum Iran wieder aufzunehmen, kann auch im breiteren Kontext der saudi-arabischen Beschwichtigungspolitik gesehen werden, die das Königreich gegenüber Katar und der Türkei verfolgt. Dieser Trend könnte letztlich Israel zugute kommen, sagt der saudiarabische Wissenschaftler Ejad Alrefai. "Das schafft eine Dynamik, die der Region helfen kann, eine Zukunft des gegenseitigen Verständnisses zu entwickeln. In einem solchen Umfeld können die regionalen Akteure, in diesem Fall hauptsächlich Israel, von der Situation profitieren." (AFP)