Tausende Menschen protestieren in Istanbul gegen Kaufkraftverlust

Istanbul. Mehrere tausend Menschen haben in Istanbul gegen die zunehmende wirtschaftliche Misere von großen Teilen der Bevölkerung demonstriert. Die schätzungsweise 5000 Demonstranten forderten am Sonntag vor allem eine Erhöhung des Mindestlohns. Sie prangerten die stark gestiegene Inflation an. Zu der Demonstration hatten die größten Gewerkschaften des Landes aufgerufen.



Die Lage sei für ihn und seine Familie derzeit "wirklich hart", sagte der Textilarbeiter Faruk Karaahmet während der Demonstration. Bei einer Erhöhung des Mindestlohns "könnten wir ein wenig mehr in Würde leben". Der Netto-Mindestlohn liegt derzeit bei 2825 Lira (179 Euro) monatlich. Die Demonstranten forderten eine Aufstockung auf 5200 Lira (331 Euro).



Im November war die Inflationsrate in der Türkei nach offiziellen Angaben auf 21,3 Prozent im Vorjahresvergleich gestiegen. Das ist der höchste Wert seit drei Jahren, wie die Statistikbehörde mitteilte.



Grund für die hohe Inflationsrate ist vor allem die Abwertung der türkischen Währung, was den Import verteuert. Die Lira hatte allein im vergangenen Monat rund 30 Prozent ihres Wertes gegenüber dem Dollar eingebüßt. Die Opposition zweifelt die offiziellen Daten zur Inflation an und geht davon aus, dass die reale Teuerungsrate noch deutlich höher ist.



Staatschef Recep Tayyip Erdogan hatte Anfang Dezember angesichts der dramatisch hohen Inflation erneut seinen Finanzminister ausgetauscht. Zuvor hatte es erst im November es einen Wechsel auf dem Posten gegeben. (AFP)