Neues Museum für christliches Erbe Mesopotamiens im Irak geplant

Bagdad. Im Nordirak ist ein neues Museums- und Forschungszentrum für religiöses Schrifttum geplant. Darin sollen christliche, aber auch islamische Bücher und Manuskripte, die vor der Zerstörung durch die Terrormiliz Islamischer Staat gerettet wurden, ihren Platz finden, wie der Pro-Oriente-Informationsdienst (Freitag) mitteilte. Das neue Zentrum wird in Ankawa errichtet, einer mehrheitlich von Christen bewohnten Vorstadt der nordirakischen Metropole Erbil.

Die Entscheidung zur Errichtung des Konservierungs- und Ausstellungszentrums fiel demnach kürzlich bei einer Versammlung chaldäischer Bischöfe unter Leitung von Patriarch Kardinal Louis Raphael I. Sako. An der Umsetzung ist auch der Dominikanerorden beteiligt.

Hauptverantwortlich für das Projekt ist der Erzbischof von Mossul, Michael Najeeb Moussa, wie es hieß. Als der IS im Sommer 2014 ohne Gegenwehr durch Polizei oder Armee Mossul überfiel, sorgte Najeeb nicht nur für die nach Erbil geflüchteten Einwohner der Stadt am Tigris, sondern auch für die Evakuierung der antiken Manuskripte des mesopotamischen Raums, die für die ganze Christenheit und auch für andere Religionen von größter Bedeutung sind. Sie gingen zunächst nach Karakosch, später nach Erbil.

Najeeb hatte bereits kurz nach seiner Priesterweihe 1987 das "Centre Numerique et de recherches sur les Manuscrits Orientaux" gegründet, in dem er mit seinem Team über 8.000 Manuskripte digitalisierte und somit für die Nachwelt erhielt. Viele dieser Schriftstücke sind bereits mehr als 1.000 Jahre alt und waren in einem sehr schlechten Zustand, weshalb Najeeb auch mit der Restaurierung begann. Über 40.000 Manuskripte wurden von seinem Handschriftenzentrum zudem archiviert, wobei viele davon noch weiter auf ihre Digitalisierung warten. (KNA)