Ein Jahr U-Haft: Türkischer Intellektueller Kavala fordert Freiheit

Der seit einem Jahr in der Türkei inhaftierte türkische Geschäftsmann und Intellektuelle Osman Kavala hat in einem offenen Brief seine Freilassung gefordert. «Monate meines Lebens schwinden dahin. Ich möchte so schnell wie möglich meine Freiheit wiedererlangen und mit meiner Familie und meinen Freunden vereint sein», heißt es in dem Brief, der am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Istanbul verlesen wurde.

Die Untersuchungshaft in der Türkei werde als «Strafe im Voraus» missbraucht, schrieb Kavala. Das habe er schon lange vor seiner eigenen Inhaftierung kritisiert.

Kavala war am 1. November 2017 verhaftet worden. Ihm wird nach Angaben seiner Anwälte unter anderem vorgeworfen, in Verbindung mit Ausländern gestanden zu haben, die eine «Rolle» beim Putschversuch vom Juli 2016 gespielt haben sollen. Außerdem werde ihm versuchter Umsturz der Regierung vorgeworfen.

Der Anwalt Ilkan Koyuncu kritisierte, auch nach einem Jahr Untersuchungshaft gebe es noch keine Anklageschrift. Weil die Akteneinsicht eingeschränkt sei, würden noch nicht einmal die Anwälte die genauen Hintergründe der Vorwürfe kennen.

Kavala ist Vorsitzender des Kulturinstituts Anadolu Kültür, das auch mit dem Goethe-Institut in Istanbul zusammenarbeitet. Er ist außerdem im Vorstand mehrerer zivilgesellschaftlicher Organisationen.

Seit dem Putschversuch 2016 wurden in der Türkei Zehntausende inhaftiert. Die türkische Führung macht den in den USA lebenden islamischen Prediger Fethullah Gülen für den gescheiterten Putsch verantwortlich und geht seitdem gegen angebliche Gülen-Anhänger, aber auch gegen Oppositionelle vor. (dpa)