Taliban - Haben Pandschir-Tal unter Kontrolle gebracht

* Bilder zeigen Taliban-Kämpfer vor Dienstsitz des Gouverneurs

* Viele Ausreisewillige sitzen am Flughafen fest

Kabul. Die Taliban haben eigenen Angaben zufolge auch die umkämpfte Provinz Pandschir vollständig eingenommen. Das sagte ein Sprecher der Taliban am Montag. Auf Bildern in sozialen Medien sind Taliban-Kämpfer vor dem Tor des Dienstsitzes des Gouverneurs der Provinz zu sehen. Das Pandschir-Tal war die letzte noch nicht von den Islamisten kontrollierte Provinz in Afghanistan. Eine Reaktion der Tadschiken, die sich unter der Führung von Ahmad Massud und dessen Kämpfern der Nationalen Widerstandsfront von Afghanistan (NRFA) gegen die Taliban stemmen, gab es zunächst nicht.

Das Pandschir-Tal ist in dem Vielvölkerstaat eine Hochburg der Tadschiken. Massud ist der Sohn einer der wichtigsten Anführer im Krieg gegen sowjetische Truppen in den 80er Jahren, die das Tal nicht unter ihre Kontrolle bringen konnten. Während der ersten Herrschaft der Taliban von 1996 bis 2001 war es Massuds Vater gelungen, Angriffe der Islamisten abzuwehren.

Unterdessen sitzen rund 1000 Personen trotz Visa für die Vereinigten Staaten oder andere Länder weiter am Flughafen in Masar-i-Scharif in Afghanistan fest, wie ein Organisator von Charterflügel der Nachrichtenagentur Reuters sagte. Er gab dem US-Außenministerium die Schuld an der Verzögerung. Sechs Flugzeuge mit Amerikanern und afghanischen Dolmetschern an Bord könnten aus Masar-i-Scharif nicht abheben, weil sie von den Taliban keine Freigabe erhalten hätten", hatte zuvor der Republikaner Mike McCaul, der im usschuss für auswärtige Angelegenheiten des US-Repräsentantenhauses sitzt, dem Sender "Fox News Sunday".



Die Taliban hielten die Passagiere "als Geiseln". Er gehe davon aus, dass sie "die volle Anerkennung durch die Vereinigten Staaten von Amerika" anstrebten.

Es gab auch Widersprüche zu McCauls Aussage. Die Maschinen hätten die notwendige Freigabe erhalten und warteten auf die endgültige Genehmigung der Taliban, zitierte die "New York Times" einen Organisator der Evakuierungsflüge in Katar. "Die Taliban halten die Flugzeuge nicht als Geiseln fest", sagte Eric Montalvo, ein pensionierter Major der US-Marine, der Zeitung.

Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) plädierte dafür, Hilfslieferungen der Bundesregierung für Afghanistan über eine Luftbrücke der Weltgesundheitsorganisation (WHO) abzuwickeln. "Wir haben die Menschen in Afghanistan nicht vergessen. Und deshalb habe ich mit WHO-Präsident Tedros besprochen, dass wir die geplante Luftbrücke der WHO zur Versorgung von Krankenhäusern mit Medikamenten und Impfstoffen unterstützen", sagte Müller der Zeitung "Rheinische Post" (Montagausgabe).



Ebenso verstärke die Bundesregierung ihre Unterstützung für das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen, UNICEF und erfahrene Nichtregierungsorganisationen wie die Deutsche Welthungerhilfe oder Ärzte ohne Grenzen, um eine Hungerkatastrophe zu verhindern. Diese Mittel würden direkt über die Hilfsorganisationen umgesetzt und kämen so unmittelbar der notleidenden Bevölkerung zu Gute. (Reuters)