Erster Gefangenenaustausch zwischen Israel und der Hamas seit zehn Jahren möglich

Vor dem Hintergrund der Coronavirus-Pandemie zeichnen sich Fortschritte bei indirekten Verhandlungen über einen Gefangenenaustausch zwischen Israel und der Hamas ab. Wie aus hochrangigen Kreisen der im Gazastreifen regierenden Gruppierung verlautete, ist die Hamas bereit, im Gegenzug für die Freilassung von mehreren alten und kranken Palästinensern aus israelischer Haft Informationen über israelische Vermisste zu liefern.

Für eine Freilassung von zwei vermutlich psychisch kranken Israelis und die Überführung der Leichen zweier 2014 getöteten Soldaten fordert die Hamas aber dutzende Freilassungen, darunter auch von zu langjährigen Haftstrafen verurteilten Palästinensern. Mehr als 5.000 Palästinenser sitzen in israelischen Gefängnissen, der heutige Hamas-Chef Jahia Sinwar kam selbst bei dem bislang letzten Gefangenenaustausch 2011 frei. Damals wurden rund tausend Palästinenser im Gegenzug für den israelischen Soldaten Gilad Schalit freigelassen.

Sinwar hatte sich Anfang April angesichts der Coronavirus-Pandemie besorgt über die Lage in israelischen Gefängnissen gezeigt und sich zu Verhandlungen bereiterklärt. Auch Israel hat nach Angaben von Beobachtern angesichts der Pandemie ein Interesse daran, Platz in seinen Gefängnissen zu schaffen.

Israel hat die indirekten Verhandlungen mit der Hamas, die sie als Terrororganisation betrachtet, nicht bestätigt, Medienberichten zufolge nähern sie sich aber einer Vereinbarung. Demnach vermitteln Ägypten, Deutschland und Russland zwischen den beiden Parteien.

Da nach gut einjähriger Regierungskrise in Israel der moderate Ex-Armeechef Benny Gantz am 13. Mai den Hardliner Naftali Bennett als Verteidigungsminister in einer Regierung der nationalen Einheit ersetzt, sehen Beobachter wie Kobi Michael vom israelischen Institut für nationale Sicherheitsfragen gute Chancen für eine Einigung. (AFP)