Iranische Frauenrechtlerin Sotudeh in Gefängnis außerhalb Teherans verlegt

Die inhaftierte iranische Frauenrechtlerin und Trägerin des alternativen Nobelpreises Nasrin Sotudeh ist in ein Gefängnis außerhalb von Teheran verlegt worden. Sotudehs Mann Reza Chandan sagte der Nachrichtenagentur AFP am Mittwoch, seine Frau sei vom Evin-Gefängnis in Teheran in die 30 Kilometer von der Hauptstadt entfernte Haftanstalt Ghartschak gebracht worden. Eigentlich sei vorgesehen gewesen, die 57-Jährige in ein Krankenhaus zu bringen.

Sotudeh hatte Ende September einen 45-tägigen Hungerstreik beendet, nachdem ihr Gesundheitszustand bedrohlich geworden war. Nach Angaben ihres Mannes leidet die Menschenrechtsanwältin unter Herzproblemen.

"Wir haben erwartet, dass sie für eine Angiografie ins Krankenhaus gebracht wird", sagte Chandan mit Verweis auf eine entsprechende Entscheidung der Gesundheitskommission des Evin-Gefängnisses. Chandan kritisierte die "erbärmlichen sanitären Bedingungen" in dem "entlegenen" Ghartschak-Gefängnis.

Seit März wurden im Iran wegen der Corona-Pandemie mehr als 100.000 Gefangene im Iran vorzeitig oder vorübergehend aus der Haft entlassen. Damit sollte die Ausbreitung des Coronavirus in Gefängnissen verhindert werden. Im Iran starben nach offiziellen Angaben bereits mehr als 31.000 Menschen an der Lungenkrankheit Covid-19, fast 540.000 Menschen sind daran erkrankt.

Sotudeh war vergangenes Jahr wegen angeblicher Beleidigung des iranischen Revolutionsführers und Spionage zu 33 Jahren Haft und 148 Stockschlägen verurteilt worden. Die Anwältin hat unter anderem Frauen vertreten, die gegen die Kopftuchpflicht im Iran protestierten. Sie war auch für Journalisten, Oppositionelle und Dissidenten wie Friedensnobelpreisträgerin Schirin Ebadi tätig.

2012 wurde Sotudeh mit dem Sacharow-Preis des Europaparlaments ausgezeichnet. In diesem Jahr erhielt sie den alternativen Nobelpreis der in Stockholm ansässigen Right-Livelihood-Stiftung. (AFP)