Gewaltsame Zusammenstöße bei Protestkundgebung gegen Netanjahu

Bei Protesten gegen Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu in Jerusalem ist es am Samstagabend zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen. 30 Menschen seien festgenommen und drei Polizisten verletzt worden, teilte die Polizei am Sonntag mit. An der Demonstration gegen den wegen Korruption angeklagten Netanjahu beteiligten sich mehrere tausend Menschen.

Unter Protestrufen wie "Sie sind gefeuert" zogen die Demonstranten am Samstagabend vor die offizielle Residenz des Regierungschefs. Netanjahu steht auch wegen seines Krisenmanagements in der Corona-Pandemie in der Kritik. Laut örtlichen Medien beteiligten sich an der Demonstration rund zehntausend Menschen.

"Ich hoffe, dass die Dinge sich ändern werden und er gezwungen sein wird, sein Amt abzugeben", sagte die Demonstrantin Ora der Nachrichtenagentur AFP. Netanjahu sei kein ehrlicher Ministerpräsident. Er stehe unter Anklage und mache sich mehr Gedanken darüber, wie er "seine eigenen Interessen retten kann als die des Landes", fügte sie hinzu.

In Israel gibt es seit Wochen jeden Samstag Proteste gegen Netanjahu. Viele Demonstranten werfen dem Regierungschef neben Korruption auch vor, die Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie zu rasch gelockert und so eine zweite Infektionswelle ausgelöst zu haben.

Netanjahu hatte Anfang August israelischen Fernsehsendern vorgeworfen, zu ausführlich über die Proteste zu berichten und damit "Propaganda für die anarchistischen, linken Demonstranten" zu machen. Hinsichtlich seines Managements der Corona-Krise gestand der Ministerpräsident jedoch Fehler ein. So sei etwa die Wiedereröffnung der Wirtschaft zu schnell geschehen. (AFP)