Berlin und Paris wollen Griechenland-Türkei-Konflikt lösen

Merkel und Macron räumen bisherige Differenzen ein - Beide betonen bei erstem Treffen nach Sommerpause Wunsch nach engerer Zusammenarbeit - Merkel: EU muss geopolitisch auftreten - Macron fordert mehr europäische Souveränität

Bregancon/Berlin. Deutschland und Frankreich wollen im Streit zwischen den Nato-Partnern Griechenland und Türkei gemeinsam schlichten. Das betonten Kanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron am Donnerstag nach einem Treffen in Bregancon. Dazu wolle man wie auch bei anderen außenpolitischen Krisen enger zusammenarbeiten, betonten beide Politiker. Sowohl Merkel als auch Macron räumten ein, dass dies etwa bei Streit zwischen Griechenland und der Türkei um Gasexplorationen im Mittelmeer bisher nicht immer der Fall gewesen sei. So hatte es in Berlin Verärgerung darüber gegeben, dass Frankreich ohne Absprache einen Flottenverband zur Unterstützung des EU-Landes Griechenland ins östliche Mittelmeer geschickt hatte. Zuvor hatte Merkel versucht, in dem Konflikt zu vermitteln.

"Wir brauchen dort Stabilität und nicht Spannungen", sagte die Kanzlerin. "Wir haben dort eine sehr kritische Situation." Macron betonte, die EU müsse die Souveränität ihrer Mitgliedsstaaten schützen. Frankreich und Deutschland arbeiteten dabei nun zusammen. Beide Länder müssten ihre Fähigkeiten "komplementär" einsetzen und hätten dasselbe Ziel.  Macron stellte sich ausdrücklich hinter eine deutsche Vermittlung in dem Konflikt.

Die Nato-Mitglieder Griechenland und Türkei erheben beide Ansprüche auf Seegebiete im östlichen Mittelmeer, in denen Öl-und Gasvorkommen vermutet werden. Die EU hat die Türkei aufgefordert, Bohrungen in den umstrittenen Gewässern zu stoppen. Kürzlich waren offenbar zwei Kriegsschiffe Griechenlands und der Türkei in der Region kollidiert. Das schürte die Sorge vor einer kriegerischen Auseinandersetzung. Für Irritationen in Berlin sorgte zuletzt, dass Frankreich ein Kriegsschiff in die Region entsandt hatte.

Merkel und Macron hatten sich erstmals seit dem Durchbruch auf den EU-Finanzgipfel vor der Sommerpause getroffen und wollten auf einer ganzen Reihe von Feldern die deutsch-französischen Positionen absprechen. Die Kanzlerin betonte, dass man nun den Kompromiss zu den künftigen EU-Finanzen auch umsetzen müsse. Macron betonte die nötige "Souveränität" Europas auch gegenüber Mächten wie China. Merkel appellierte an mehr Einheit der EU, weil sie nur dann stark sei.

"Die EU muss als geopolitischer Akteur auftreten", forderte sie. "Hier haben wir noch sehr viel zu tun", fügte Merkel in Anspielung auf die deutsch-französischen Differenzen im Türkei-Griechenland-Konflikt hinzu. Weitere Themen der Gespräche waren laut Merkel und Macron die Lage in Mali, im Libanon und dem nordafrikanischen Land Libyen. Nach dem Putsch in Mali pochten beide auf einen demokratischen Wandel in dem Land, in dem sowohl französische als auch deutsche Truppen im Rahmen des Anti-Terrorkampfes gegen islamistische Milizen stationiert sind. (Reuters)