Chefredakteurin der ägyptischen Nachrichtenseite Mada Masr festgenommen

Ägyptens autoritäre Führung ist erneut gegen eines der letzten regierungskritischen Medien in dem nordafrikanischen Land vorgegangen. Sicherheitskräfte nahmen die Chefredakteurin der unabhängigen Nachrichtenseite Mada Masr fest, wie das Medium am Sonntag auf seiner Website mitteilte.

Lina Attalah sei während eines Interviews vor dem Tora-Hochsicherheitsgefängnis in Kairo abgeführt worden. Sie hatte dort die Mutter des festgenommenen Demokratieaktivisten Alaa Abdel Fattah interviewt. Die ägyptischen Behörden äußerten sich zunächst nicht zu dem Fall.

Die Festnahme Attalahs ist ein weiterer Rückschlag für die ohnehin sehr begrenzte Pressefreiheit in Ägypten. Zeitungen, Radio- und Fernsehsender sowie Internetseiten unterliegen einer strengen Zensur.

Als eines der letzten Medien des Landes berichtet Mada Masr kritisch und investigativ über die Regierung von Präsident Abdel Fattah al-Sisi. Die Website wird in Ägypten seit drei Jahren blockiert, von dort aus ist sie normalerweise nicht abrufbar. Als letzte Bastion der freien Presse im Land findet Mada Masr aber auch international große Beachtung Attalah werde im Süden Kairos in einer Polizeistation festgehalten, erklärte Mada Masr unter Berufung auf die Polizei. Sie habe keinen Anwalt sprechen dürfen, werde die Nacht in der Wache verbringen und solle am Montag von einem Staatsanwalt befragt werden. Kollegen anderer Medien zeigten sich auf Twitter entsetzt über die Festnahme.

Im November waren Sicherheitskräfte in Zivil bereits in die Kairoer Redaktion von Mada Masr eingedrungen und hatten während der Razzia stundenlang Mitarbeiter festgehalten. Attalah und zwei ihrer Kollegen wurden festgenommen und später wieder freigelassen. Kurz zuvor hatte Mada Masr kritisch über die Entsendung von Al-Sisis Sohn Mahmud an die ägyptische Botschaft in Moskau berichtet.

Neben China, der Türkei und Saudi-Arabien werden dem Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) zufolge in Ägypten weltweit die meisten Journalisten eingesperrt. Im Fokus der Zensur stehen vor allem einheimische Medien. Im März wurde aber auch einer Journalistin der britischen Zeitung «The Guardian» die Akkreditierung entzogen. Ihr wurde vorgeworfen, in einem Bericht falsche Angaben über die Zahl der Coronavirus-Infektionen im Land gemacht zu haben. (dpa)