PEN-Zentrum: 212 Übergriffe gegen Schriftsteller im Jahr 2019

212 Übergriffe auf Schriftsteller, Journalistinnen und Verleger hat der Schriftstellerverband PEN International im vergangenen Jahr dokumentiert. Zwei Autoren seien im Zusammenhang mit ihrer Arbeit getötet worden: der irakische Schriftsteller Alaa Mashthob Abboud in Kerbala und die nordirische Journalistin Lyra McKee in Derry, teilte das PEN-Zentrum Deutschland am Donnerstag in Darmstadt mit. Die anderen Publizisten seien durch zum Teil langjährige Gefängnisstrafen und Gewalt schikaniert worden. Im Jahr 2018 hatte PEN International von 205 Fällen der Repression berichtet.

Um kritische Stimmen zum Schweigen zu bringen, greifen die Behörden nach Angaben von PEN International am häufigsten zu langjährigen Haftstrafen oder Untersuchungshaft, unter teils absurden Vorwürfen. Von insgesamt 67 Autorinnen und Autoren, die auf diese Weise mundtot gemacht werden sollten, entfielen allein 21 auf China, wie es hieß. Auch in zahlreichen weiteren Ländern schränkten Behörden durch Freiheitsstrafen die Meinungsfreiheit drastisch ein, so in Saudi-Arabien, Ägypten, im Iran, in den Vereinigten Arabischen Emiraten und in Bahrain. In der Türkei seien vier Schriftsteller unter den mehr als 100 inhaftierten Journalisten, weitere seien von Gefängnisstrafen bedroht. In Eritrea seien neun Schriftsteller ohne Urteil ins Gefängnis geworfen worden, die meisten für die Dauer von 18 Jahren.

Weltweit standen den Angaben zufolge im vergangenen Jahr 37 Schriftsteller vor Gericht, mindestens zehn von ihnen in der Türkei. Unter ihnen war die Schriftstellerin Asli Erdogan, die sich derzeit in Deutschland aufhält als Gast des «Writers in Exile»-Programms des deutschen PEN-Zentrums.

Die Schriftstellervereinigung erinnert auch daran, dass das «Committee to Protect Journalists (CPJ)» 25 getötete Reporter im vergangenen Jahr gezählt hat. Journalisten seien eine besondere Zielscheibe, da sie über Konflikte berichteten. Die gefährlichsten Länder für Journalisten seien nach dem CPJ Mexiko, wo zehn Reporter ermordet wurden, und Syrien, wo sieben Reporter getötet wurden.

Außerdem seien Journalisten getötet worden in Somalia, im Irak, in Honduras, auf den Philippinen, in Libyen, Haiti, im Tschad, in Nigeria, Ghana, in der Ukraine und in Großbritannien. «Durch die poetische Kraft ihrer Worte verkörpern Schriftstellerinnen und Autoren eine stete Bedrohung für alle despotischen und demokratiefeindlichen Regime dieser Welt», sagte Ralf Nestmeyer, Vizepräsident des deutschen PEN. «Der dichterischen Freiheit und ihrer kritischen Botschaft begegnet man mit Inhaftierung und Folter, aber gerade dies offenbart die Angst und Hilflosigkeit der Machthaber.»

18 Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die zu Haftstrafen verurteilt oder gegen die Verfahren eingeleitet wurden, kamen 2019 nach Angaben des PEN wieder frei. Darunter war der ukrainische Filmregisseur Oleg Senzow, für dessen Freilassung aus russischer Haft sich der deutsche PEN besonders eingesetzt hatte. (epd)