Nach Orden für Al-Sisi: Zweite Moderatorin sagt Semperopernball ab

Nach der umstrittenen Ehrung des Dresdner Semperopernballs für Ägyptens Präsidenten Al-Sisi sagt die zweite Moderatorin ab. Hass im Netz ist laut Mareile Höppner der Grund.

Nach zwei Absagen ist unklar, wer den Dresdner Semperopernball am kommenden Freitag an der Seite von Schlagersänger Roland Kaiser moderieren wird. Der Opernballverein will sich nach Angaben eines Sprechers am Montag dazu äußern, wer den Job von Mareile Höppner übernehmen wird.

Auch die für ARD-Nachrichtensprecherin Judith Rakers eingesprungene Moderatorin hatte ihre Teilnahme abgesagt. Sie sei «seit der Bekanntgabe der Übernahme der Moderation einem Ansturm von Hass und Anfeindungen ausgesetzt» - so habe sie ihre Entscheidung dem Opernballverein begründet, wie dieser am Samstag mitteilte.

«Ich bin nun Opfer und Zielscheibe von schlimmstem Hass und Anfeindungen geworden. Selbst vor meinem Kind wurde dabei nicht halt gemacht», schrieb Höppner am Samstag auf Instagram. «Wir als MDR sind erschüttert über das Ausmaß der Verrohung», hieß es vom Sender, der die Veranstaltung am 7. Februar übertragen will. Um welche konkreten Anfeindungen und Bedrohungen es sich handelte - dazu wollten sich am Sonntag weder Semperopernball-Verein noch MDR äußern. Höppner Management ließ entsprechende Anfragen bis zum Nachmittag unbeantwortet.

Wegen der umstrittenen Verleihung des St.-Georgs-Ordens des Semperopernballs an Ägyptens Präsidenten Abdel Fattah Al-Sisi hatte am Mittwochabend Rakers ihre Zusage zurückgezogen. Am Donnerstag war dann mitgeteilt worden, dass Höppner diesen Job übernimmt - an der Seite von Kaiser. Der Sänger hatte die Vergabe des Preises an Al-Sisi ebenfalls heftig kritisiert, will aber als Moderator des Balls auf der Bühne stehen. Am Wochenende äußerte er sich nicht zur Absage Höppners.

Höppner wandte sich auf Instagram auch an den Schlagersänger: «Ich wünsche meinem Kollegen Roland Kaiser viel Kraft für diesen Abend. Von dem Verantwortlichen des Balls erwarte ich, dass er endlich wirklich neue Zeichen setzt.» Sie habe gehofft, «nach all den Skandalen und der sehr berechtigten Kritik an der Auswahl eines Preisträgers» einen Semperopernball im Sinne «unserer guten demokratischen Werte» gestalten zu können.

Ballvereins-Chef Hans-Joachim Frey teilte am Samstagabend mit: «Wir sind schockiert über die Hetze und den Hass, die Mareile Höppner plötzlich in den vergangenen zwei Tagen trafen.» Mit großer Sorge sehe man, «wie einige wenige dem Semperopernball mit völliger Unnachgiebigkeit und Unversöhnlichkeit gegenübertreten und dabei vor keinem Mittel, nicht einmal vor persönlichen Bedrohungen zurückschrecken.» Der MDR teilte mit, dass er an der Übertragung des Balls am Freitag trotz der umstrittenen Ordensverleihung festhalte.

Der Opernballverein hatte Al-Sisi am Sonntag vor einer Woche einen seiner St.-Georgs-Orden überreicht - in der Kategorie Politik und Kultur. Der frühere General und Armeechef war 2013 nach einem Militärputsch an die Macht gekommen und 2014 als Präsident vereidigt worden. Seitdem geht er hart gegen Oppositionelle und Kritiker vor, Meinungs- und Versammlungsfreiheit sind stark eingeschränkt. (dpa)