Geschützter Raum oder Isolation - Schwimmbad für Muslime umstritten

Es gibt junge muslimische Frauen, die schwimmen gerne, aber selten - weil sie sich in einem Becken mit Männern nicht wohl fühlen oder dies für unvereinbar mit ihrer Religion halten. Eine private Initiative will ein Schwimmbad für Muslime in Frankfurt. Doch es gibt Skepsis. Von Eva Krafczyk

Abdullah Zeran hat einen Traum - von einer Schwimmbadwelt, in der muslimische Männer und Frauen getrennt schwimmen können. Ein Schwimmbad für Muslime in Frankfurt, das erste in Deutschland überhaupt, ist sein Ziel. Die Nachfrage sei da - bundesweit und flächendeckend, ist der 39-jährige Frankfurter überzeugt. „Ich will, dass eine Alternative geschaffen wird für muslimische Kinder“, sagt er. „So etwas sollte bundesweit geschaffen werden, nicht nur für Frankfurt.“

Seit er im November mit seinen Plänen an die Öffentlichkeit ging, schlägt ihm allerdings auch Skepsis entgegen. „Ich halte nichts von einem eigenständigen Schwimmangebot für Muslime, weil das genau das Gegenteil von Integration bewirkt“, sagt der für die Glaubensgemeinschaften zuständige Frankfurter Kirchendezernent Uwe Becker (CDU). „Natürlich sind religiöse Aspekte, gerade wenn es um das Zeigen nackter Haut geht, für einige tatsächlich gravierende Fragen.“ Durch die Trennung der Geschlechter werde dies aber nicht gelöst.

„Ich bin grundsätzlich nicht dafür, Schwimmbäder nur für Muslime zu errichten, weil ich der Ansicht bin, dass dies zu mehr Parallelgesellschaften führen könnte“, sagt Dina El Omari, muslimische Theologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Universität Münster.

„Zudem glaube ich, dass muslimische Frauen, die sich einem rigiden Verständnis der Geschlechterverhältnisse nicht unterwerfen wollen, noch mehr unter Druck gesetzt werden.“

Ein solches Schwimmbad habe Ghettoisierung zur Folge, warnt auch Susanne Schröter, Leiterin des Forschungszentrums Globaler Islam an der Universität Frankfurt. „Meiner Meinung nach ist das der falsche Weg“, betont die Wissenschaftlerin, die unter anderem zum Thema Islamismus forscht. Wenn man von Belgien, Frankreich und Großbritannien lernen wolle, dann solle man alles daran setzen, Trennung zu verhindern.

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Zeran erzählt, Ausgangspunkt seiner Initiative sei der Schwimmunterricht für seine Tochter gewesen, die damals in der dritten Klasse war. Nachdem er vergeblich versucht hatte, sie vom Schwimmunterricht befreien zu lassen, sei er schließlich auf die Idee zu einem Schwimmbad für Muslime gekommen, in dem Männer und Frauen getrennt schwimmen. Er sei aber durchaus dafür, es an bestimmten Tagen auch Menschen anderer Religionen zu öffnen, versichert er.

Vorläufig müsste das Bad allerdings erst einmal gebaut werden und das könnte noch dauern - Zeran hat nach eigenen Angaben „ein paar Hundert Euro“ Spenden erhalten für das Projekt, nötig sind nach seinen Schätzungen bis zu drei Millionen Euro. Aber es gebe immer mehr, die an die Sache glaubten.

Und wie sehen das junge muslimische Frauen? Nabeela Khan aus Frankfurt etwa war mehrfach in gemischten Schwimmbädern - im Burkini.

„Ich fühlte mich da aber nicht gut und auch nicht willkommen“, erinnert sie sich. Sie sei daraufhin zum Frauenschwimmen gegangen. „Ich dachte, das ist ein geschützter Raum. Aber ich wurde da rassistisch beleidigt und im Becken von anderen Frauen angegangen.“

Eine ihrer Freundinnen ergänzt: „Ich schwimme sehr gerne, aber viel zu selten - wegen der wenigen Angebote zum Frauenschwimmen.“

„Der Bedarf ist da, die Nachfrage ist da, aber es gibt keine Angebote“, resümiert Saba-Nur Cheema, Leiterin der Bildungsabteilung der Frankfurter Bildungsstätte Anne Frank. Aus der Arbeit mit Schulen sehe sie Schwimmangebote nur für Frauen und Mädchen durchaus als Thema.

Allerdings ist auch sie skeptisch gegenüber einer Privatinitiative. „Das ist Abschottung an der falschen Stelle“, meint sie. „Das Bedürfnis könnte doch auch von der Stadt gelöst werden, nicht von außen“. Sie halte es für problematisch, Isolation von Muslimen zu stärken. „Das würde in die falsche Richtung gehen“.

Doch ungeachtet vom „Wohlfühlcharakter“ eines geschützten Raums für Frauen - ist Geschlechtertrennung im Schwimmbad oder beim Sportunterricht im Koran vorgeschrieben?

„Wir möchten ein islamisch geführtes Schwimmbad bauen, in der die religiösen Vorschriften und Werte respektiert und eingehalten werden“, sagt Zeran. Die Theologin El-Omari ist anderer Meinung: „Was das Verbot angeht: Nein, das kann man überhaupt nicht aus dem Koran ableiten - schon gar nicht bei Kindern». (dpa)