USA und Türkei starten gemeinsame Patrouillen in Nordsyrien

Der türkische Präsident Erdogan hofft schon lange, die kurdischen Kräfte aus dem Norden Syriens zu verdrängen. Mit Patrouillen an der Seite von US-Truppen weitet Ankara seinen Einfluss in der Grenzregion nun aus. Die Regierung in Damaskus zeigt sich empört.

Die Türkei und die USA haben zur Einrichtung einer sogenannten Sicherheitszone mit gemeinsamen Patrouillen in Nordsyrien begonnen. Mitarbeiter des türkischen und US-Militärs würden dabei von Drohnen unterstützt, teilte das türkische Verteidigungsministerium am Sonntag via Twitter mit. Der Einsatz habe südlich des Grenzorts Akcakale begonnen. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte bestätigte den Einsatz.

Die USA und die Türkei hatten sich Anfang August auf die Einrichtung einer sogenannten Sicherheitszone in Nordsyrien geeinigt. Bisher sind aber nur wenige Details bekannt. Die Türkei wünscht sich entlang der Grenze ein Gebiet unter ihrer alleinigen Kontrolle. Die Gegend wird bislang von der syrischen Kurdenmiliz YPG beherrscht, die von Ankara als Terrororganisation betrachtet wird. Für die USA ist sie dagegen ein wichtiger Partner im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS).

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte am Sonntag, die Türkei und die USA hätten unterschiedliche Vorstellungen von der sogenannten Sicherheitszone: Die Türkei wolle die «Terrororganisation» vollständig aus der Region entfernen. Die USA aber seien offenbar darauf aus, die sogenannte Sicherheitszone «nicht für uns, sondern für die Terrororganisation» zu schaffen.

Erdogan führte das nicht genauer aus. Er betonte erneut, dass die Türkei entschlossen sei, bis Ende September mit der Einrichtung der Zone nach ihren Vorstellungen zu beginnen. Sonst gebe es keinen anderen Ausweg für die Türkei, als ihren eigenen Weg zu gehen, fügte er hinzu. Erdogan hat in der Vergangenheit immer wieder mit einem Militäreinsatz gegen die YPG in Nordsyrien gedroht. Er wolle in der Zone «mindestens eine Million» syrische Flüchtlinge ansiedeln, sagte Erdogan.

Das türkische Verteidigungsministerium teilte mit, die gemeinsamen Patrouillen sollten in den kommenden Tagen weitergehen. Anwohner berichteten, dass gepanzerte Fahrzeuge mit türkischen Flaggen in der syrischen Grenzstadt Tel Abjad angekommen seien und sich dort US-Truppen angeschlossen hätten. Hubschrauber kreisten über der Gegend, hieß es aus Militärkreisen der Syrischen Freien Kräfte (SDF), die von den Kurden dominiert werden.

Syrien verurteilte die Patrouillen auf das Schärfste und sprach von einem «eklatanten Verstoß gegen internationales Recht». Damit werde das Hoheitsgebiet Syriens verletzt, hieß es der staatlichen Nachrichtenagentur Sana zufolge aus Kreisen des syrischen Außenministeriums.

Ende August hatte die YPG nach eigenen Angaben damit begonnen, ihre Einheiten aus den Grenzorten Ras al-Ain und Tell Abiad abzuziehen. Erdogan betrachtet die Kurdenmiliz als Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK, die die Türkei im eigenen Land bekämpft. (dpa)