Religionen kritisieren Schließung von Wiener Dialogzentrum

Das Wiener König-Abdullah-Zentrum hat sich besorgt gezeigt über die Empfehlung des Österreichischen Nationalrats zur Schließung der Einrichtung. Kritiker sollten die Gründungsmission des "König-Abdullah-Zentrums für interreligiösen und interkulturellen Dialog" (KAICIID) und dessen bisherige Arbeit prüfen, bevor sie zu Schlussfolgerungen kämen, heißt es in einer am Donnerstag veröffentlichten Erklärung der neun Direktoriumsmitglieder aus fünf Religionen.

Die Einrichtung sei keine Botschaft oder Nichtregierungsorganisation "oder in irgendeiner Weise der politische Arm eines Staates, einschließlich Saudi-Arabien", so das Gremium, dem auch der Präsident des Päpstlichen Rats für den interreligiösen Dialog, Kurienbischof Miguel Ayuso, angehört. Der zwischenstaatliche Status sei von entscheidender Bedeutung für die Tätigkeit des Zentrums in einigen der schlimmsten Krisenregionen der Welt.

In der mit Blick auf die bevorstehenden Wahlen in Österreich "immer aufgeheizteren" politischen Lage würden im Zusammenhang mit dem Dialogzentrum politische Narrative entwickelt, die mit Status und Mission des KAICIID nichts zu tun hätten, so die Religionsvertreter. "Mit äußerster Besorgnis" nehme man die jüngsten "politischen Manöver" zur Kenntnis, die einen Ausstieg Österreichs aus dem Zentrum zum Ziel hätten.

Dabei spreche die bisherige Bilanz des Zentrums für sich. Durch vielfältige Programme seien Tausende Menschen weltweit im interreligiösen und interkulturellen Dialog geschult worden, so die Direktoriumsmitglieder. Man trete auch erfolgreich als Mediator auf, um Regierungen, zivilgesellschaftlichen Gruppen und Organisationen zu helfen, "den interreligiösen Dialog als Mittel zur Erreichung von sozialer Stabilität und Wohlstand zu betrachten". All dies werde durch die aktuellen Entwicklungen gefährdet, so die Vertreter aus Buddhismus, Christentum, Hinduismus, Islam und Judentum.

Auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen äußerte sich am Donnerstag zu dem Thema. Eine Schließung des Zentrums sei nicht einfach durch den Wunsch des Parlaments zu erfüllen, sondern "eine etwas kompliziertere Angelegenheit", sagte er laut Medienberichten. Am Mittwoch hatte der Nationalrat für die Schließung der internationalen Einrichtung gestimmt. Das Außenministerium sicherte zu, den Beschluss umzusetzen.

Das nach dem saudischen König Abdullah bin Abdulaziz (2005-2015) benannte Zentrum wird zum größten Teil von Saudi-Arabien finanziert. Gründungsmitglieder waren 2011 Österreich, Spanien, der Vatikan - als Beobachter - sowie Saudi-Arabien. Das Zentrum stand seither immer wieder wegen möglicher saudischer Einflussnahme in der Kritik. (KNA)