Experten sehen mehr Akzeptanz religiöser Vielfalt in Bundeswehr

Die Akzeptanz religiöser Vielfalt hat sich in der Bundeswehr nach Einschätzung von Experten in den vergangenen Jahren deutlich verbessert. Durch die Arbeit der 2015 gegründeten Zentralen Ansprechstelle für Soldatinnen und Soldaten anderer Glaubensrichtungen habe sich viel getan, sagte die Offizierin Hülya Süzen am Donnerstagabend bei einer Diskussion des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr in Potsdam. Die ehemalige Profiboxerin gehört der Bundeswehr seit 2004 an und arbeitet bei der Zentralen Ansprechstelle.

Mit der Gründung der Einrichtung sei ein Zeichen gesetzt worden, dass Soldatinnen und Soldaten verschiedenen Glaubens in der Bundeswehr akzeptiert werden, betonte die praktizierende Muslimin. So seien religiös offene Gebetsräume inzwischen gang und gäbe. Während bei ihrem Eintritt in die Bundeswehr in der Truppenküche noch «Moslemkost» gerufen worden sei und sie dann einen Beilagenteller serviert bekommen habe, spielten Herkunft und Religion inzwischen keine Rolle mehr.

Die Offenheit gegenüber verschiedenen Religionen müsse durch politische Bildung mit Wissen gefüllt werden, betonte der Offizier Ümit Fidan, der der Bundeswehr seit 2013 angehört. Die Pläne des Bundesverteidigungsministeriums, auch Militärimame für die Bundeswehr zu suchen, wurden durchweg positiv bewertet. Die Frage sei jedoch noch eine «Baustelle», für die Lösungen gefunden werden müssten, betonte die Sozialwissenschaftlerin Maren Tomforde von der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg. Derzeit sei noch ungeklärt, mit welchen islamischen Vereinen oder Verbänden sogenannte Gestellungsverträge für die Beschäftigung von Militärimamen geschlossen werden können.

Von den derzeit rund 180.000 aktiven Soldaten der Bundeswehr gehörten rund 53.000 der evangelischen und rund 41.000 der katholischen Kirche an, sagte Tomforde. Rund 3.000 seien nach laut Verteidigungsministerium Muslime. Diese seien jedoch eine sehr heterogene Gruppe mit sehr unterschiedlichem Hintergrund und nicht alle an Religiosität im Dienstalltag interessiert.

Unter den knapp 50 Prozent Soldaten, die nicht den christlichen Kirchen angehören, seien auch viele Atheisten und Agnostiker, die sich ebenso wie Angehörige nicht-christlicher Religionen an die Zentrale Ansprechstelle wenden können, sagte Süzen. Bisher hätten sich Angehörige von zwölf verschiedenen Religionsgemeinschaften bei der Bundeswehr-Einrichtung gemeldet. Die Zentrale Ansprechstelle biete auch einmal im Jahr eine interreligiöse Rüstzeit und einmal im Quartal ein Frühstück der Religionen an. (epd)