Hungrige Außenseiter: Palästinensisches Fußballteam beim Asien-Pokal

Die Fußball-Nationalmannschaft aus Palästina gilt als klares Außenseiterteam. Doch ihre zweite Teilnahme am Asien-Pokal sorgt für großen Stolz bei den Palästinensern. Von Sara Lemel und Maher Abukhater

Stolz und siegesgewiss stehen die Spieler der palästinensischen Nationalelf in einer Zeitungsanzeige zusammen. Einer von ihnen ballt die Faust, ein anderer legt die Hand aufs Herz. Über ihnen flattert die Palästinenser-Flagge, der Felsendom in Jerusalems Altstadt ist im Hintergrund zu sehen. «Das Kommando nach Asien», lautet die kämpferische Überschrift auf Arabisch. Die Teilnahme ihrer Mannschaft am Asien-Pokal im Januar sorgt bei den Palästinensern, deren Streben nach einem eigenen Staat bisher unerfüllt blieb, sichtbar für Ehrgefühl.

Ahmed Bukhari aus Jerusalem, der die Sportseite «Palsport» betreibt, sieht in den letzten Jahren «einen großen Sprung nach vorne» für den palästinensischen Fußball. Der Palästinensische Fußballverband habe viel unternommen, um die Standards zu verbessern, meint er. Man habe einen neuen Trainer - den Algerier Noureddine Ould Ali – eingestellt und das Team werde auch finanziell besser unterstützt. Eine Werbekampagne in den palästinensischen Medien und mit Straßenplakaten habe außerdem die Sichtbarkeit und Bekanntheit der einzelnen Spieler deutlich erhöht.

«Mehr Leute interessieren sich jetzt für die Fußballnachrichten», erklärt Bukhari. «Heute arbeiten die besten palästinensischen Spieler - von daheim und aus der Diaspora - zusammen in einem Team, um zu gewinnen.» Vor diesem Asien-Pokal habe man mehr Hoffnungen auf Erfolg. Die Mannschaft habe bei einem Spiel gegen Pakistan bereits mit 2:0 gesiegt und ein Spiel gegen den Iran sei unentschieden ausgegangen. «Dies sind wichtige Errungenschaften und sie zeigen, dass unser Team für internationale Spiele bereit ist», sagt er.

Eigentlich soll Fußball die Völker verbinden. Doch der politische Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern beeinflusst den Ballsport immer wieder negativ. Die Palästinenser haben mehrfach versucht, wegen der israelischen Besatzungspolitik einen Ausschluss Israels aus dem Weltverband FIFA zu erwirken. Sie warfen Israel unter anderem vor, ein gemeinsames Training von Spielern aus dem Gazastreifen und dem Westjordanland zu behindern.

Im Sommer eskalierte der Streit: Argentinien hatte ein WM-Testspiel mit Israel nach Protesten und Drohungen von palästinensischer Seite abgesagt. Die FIFA verhängte daraufhin eine einjährige Sperre gegen den palästinensischen Fußball-Verbandschef Dschibril Radschub. Der Weltverband reagierte damit auf Radschubs Aufruf zum Verbrennen von Trikots von Lionel Messi. Er habe sich der Anstiftung zu Hass und Gewalt schuldig gemacht, hieß es in der Begründung.

Das palästinensische Team, das nun beim Asien-Pokal antritt, trainiert bereits seit einem Monat in Qatar. Die Fußball-Kommentatorin Hiba al-Ghoul aus Ramallah sagt, das Team sei heute in der Heimat viel beliebter als noch vor einigen Jahren.

«Früher waren wir eher Fans anderer arabischer Mannschaften, wie Ägypten, Jordanien und Saudi-Arabien, heute sind wir Fans des Palästinenserteams.» Spieler würden heute auch häufiger auf der Straße erkannt. «Leute halten sie an und wollen ihnen die Hand schütteln, das ist ein neues Phänomen.»

Die palästinensische Nationalelf hatte 2015 erstmals am Asien-Pokal teilgenommen. «Das war ein sehr wichtiger Erfolg, obwohl wir alle Spiele verloren haben», sagt Al-Ghoul. «Allein die Tatsache, dass wir dort waren, hat das Team für die Öffentlichkeit sichtbar gemacht.» Heute gebe es mehrere lokale Sportsender, die alle heimischen Fußballspiele übertragen, sagt sie.

Die Kommentatorin setzt große Hoffnungen in die Mannschaft. «Wir spielen in einer starken Gruppe - Australien, Jordanien und Syrien», sagt Al-Ghoul. «Aber unsere Jungs sind hungrig und sie verhalten sich so, als ob sie ein Schlachtfeld betreten. Sie sind Kämpfer und ich habe das starke Gefühl, dass sie diesmal etwas Gutes schaffen werden.» Ihr erstes Spiel im Asien-Pokal bestreiten die Palästinenser am 6.1. gegen Syrien. (dpa)