Human Rights Watch fordert "Gerechtigkeit" für Opfer von Massentötung in Kairo

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hat "Gerechtigkeit" für hunderte vor fünf Jahre in Kairo getötete Demonstranten gefordert. Die verantwortlichen Sicherheitskräfte dürften nicht darauf zählen, "sich für immer der Verantwortung entziehen zu können", erklärte die HRW-Regionaldirektorin Sarah Leah Whitson am Montag. Demnach handelte es sich um "die größte Massentötung in Ägyptens jüngster Geschichte".

Nach Angaben der in den USA ansässigen Menschenrechtsorganisation wurden am 14. August 2013 binnen weniger Stunden mindestens 817 Menschen getötet. An diesem Tag räumten Sicherheitskräfte unter Einsatz massiver Gewalt zwei Protestlager von Anhängern des einen Monat zuvor gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi. Tausende Menschen, darunter Frauen und Kinder, hatten auf den Plätzen Rabaa al-Adawiya und Nahda in Kairo ihr Lager aufgeschlagen.

Nach der Entmachtung Mursis waren die Sicherheitskräfte landesweit mit äußerster Härte gegen die Muslimbruderschaft vorgegangen, der auch der gestürzte Präsident entstammt. Hunderte Islamisten und Gegner der neuen Regierung wurden inhaftiert und in Massenprozessen verurteilt.

Mitglieder der Sicherheitskräfte wurden wegen der Tötungen nicht belangt. Die Behörden hätten die Verantwortlichen stattdessen versucht "abzuschirmen", erklärte Whitson. "Die Antwort von Ägyptens Verbündeten auf die Verbrechen von Rabaa und die fehlende Gerechtigkeit für die Opfer ist völlige Stille." Ohne Gerechtigkeit bleibe das Massaker aber "eine offene Wunde".

Im vergangenen Monat billigte Präsident Abdel Fattah al-Sisi ein Gesetz, dass hochrangige Militäroffiziere vor Strafverfolgung im Zusammenhang mit den Unruhen nach Mursis Entmachtung schützt. Al-Sisi hatte nach dem Sturz Mursis durch die Armee im Jahr 2013 die Macht in Ägypten übernommen. 2014 wurde der General im Ruhestand erstmals zum Präsidenten gewählt und Ende März im Amt bestätigt. (AFP)