Protestwelle nach Sexualmord an Kind in Pakistan

Die Vergewaltigung und Ermordung eines jungen Mädchens hat in Pakistan Massendemos gegen die Regierung ausgelöst. Studenten, Aktivisten und Anwälte fordern Gerechtigkeit für das Opfer.

In der Stadt Kasur nahe der indischen Grenze, wo das Verbrechen begangen wurde, kam es zu Ausschreitungen während der Kundgebungen, wie pakistanische Medien berichteten. Hunderte von wütenden Demonstranten plünderten die Privatresidenz eines lokalen Abgeordneten. Zudem versuchten sie, die Büros der lokalen Verwaltung und mehrere Polizeiwachen zu stürmen.

Bereits am Mittwoch hatten Politiker, Sportler, Aktivisten und Künstler landesweit die Regierung in Islamabad aufgefordert, für einen besseren Schutz von Kindern zu sorgen. Auch in den Großstädten Karatschi im Süden und Peshawar im Nordwesten gab es Demonstrationen von Studenten. Sie forderten den Tod des Täters. Insgesamt gingen Tausende Bürger auf die Straßen.

Das ermordete Mädchen Zainab war nach unterschiedlichen Berichten sechs, sieben oder acht Jahre alt. Ein Unbekannter hatte es am 4. Januar auf dem Weg zur Koran-Schule verschleppt. Die Eltern beschuldigen die Polizei, nach dem Verschwinden des Kindes untätig geblieben zu sein. Der Vater, Amin Ansari, sagte, er erwarte von den Behörden, dass sie den oder die Täter fassen und bestrafen, damit anderen Mädchen das Schicksal seiner Tochter erspart bleibe.

Polizisten hatten die Leiche des Mädchens am Dienstag auf einer Müllhalde in Kasur gefunden. Eine Obduktion hatte ergeben, dass das Mädchen vergewaltigt worden war, bevor es erwürgt wurde. In der Stadt gab es zuvor eine Reihe von ähnlichen Fällen. DNA-Spuren deuten darauf hin, dass alle Taten das Werk eines Serienmörders sind, wie es von der Polizei hieß. Der Fall hat in ganz Pakistan für Empörung und Entsetzen gesorgt. Die Armeeführung versprach den Eltern Unterstützung.

Pakistans Oberster Richter, Saqib Nisar, ordnete jetzt eigene Ermittlung an. Der Regierungschef der Punjab-Provinz, Shehbaz Sharif, besuchte die Familie des Mädchens und setzte ein Kopfgeld von 10 Millionen pakistanischen Rupien (rund 75.000 Euro) auf den Mörder aus.

Die Stadt Kasur stand 2015 schon einmal in den internationalen Schlagzeilen, nachdem ein Pornoring dort zahlreiche Kinder missbraucht und Videos davon nach Europa verkauft hatte. (AFP/dpa/epd)