Hunderttausende schiitische Pilger feiern Aschura-Fest im irakischen Kerbela

Hunderttausende Schiiten sind am Sonntag zum Aschura-Fest in die irakische Stadt Kerbela gepilgert. Unter hohen Sicherheitsvorkehrungen kamen die Gläubigen zum Gedenken an Imam Hussein, einen Enkel des Propheten Mohammed, in der heiligen Stadt zusammen. Zahlreiche Pilger nutzten den Feiertag auch, um gegen die Unabhängigkeitsbestrebungen im kurdischen Nordirak zu protestieren. Etwa 25.000 Sicherheitskräfte waren zum Schutz der Pilger im Einsatz.

Der Pilgerort liegt rund 80 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Bagdad. Während des Aschura-Fests gedenken die Schiiten der Schlacht von Kerbela, bei der Imam Hussein und sein Vater Ali im Jahr 680 im Kampf gegen den Kalifen Jasid getötet wurden. Hussein liegt ebenso wie sein Halbbruder Abbas in Kerbela begraben.

Während der diesjährigen Zeremonien ertönten immer wieder Protestgesänge gegen den irakischen Kurdenführer Massud Barsani. "Barsani, Du bist der Stifter der Spaltung unseres Landes", riefen die Pilger. Der Kurdenführer hatte am 25. September ein Referendum zur Unabhängigkeit der nordirakischen Kurdengebiete abhalten lassen. Einer der Organisatoren des Pilgerzugs, Hamed al-Obais, sagte, die Gesänge richteten sich gegen die "abspalterische Verschwörung im Nordirak".

Das Aschura-Fest ist in jedem Jahr eine Bewährungsprobe für die irakische Regierung und ihren Sicherheitsapparat. In der Vergangenheit gab es immer wieder Anschläge auf schiitische Pilger in Kerbela. Die Gefahr ist wegen der Präsenz der radikalsunnitischen Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) im Irak weiter gestiegen. Die Dschihadisten betrachten die schiitische Mehrheit des Landes als Ketzer und attackieren diese regelmäßig.

Weltweit feiern jedes Jahr Millionen Schiiten das Aschura-Fest, den Höhepunkt des Trauermonats Muharram. Während der Feiern fügen sich manche Pilger mit Geißeln, Messern und Schwertern tiefe Wunden zu. (AFP)