Westafrikanische Länder besiegeln Gründung von Truppe gegen Dschihadisten

Angesichts zunehmender islamistischer Gewalt haben die Staatschefs von Mali und vier weiteren westafrikanischen Ländern die Gründung einer gemeinsamen Anti-Terror-Truppe besiegelt. An dem Sondergipfel der sogenannten G5-Staaten in Bamako nahm am Sonntag auch Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron teil, der Militärgerät im Wert von acht Millionen Euro zusagte. Ein Ableger des Terrornetzwerks Al-Qaida in Mali veröffentlichte derweil ein Video von sechs ausländischen Geiseln.

Malis Staatschef Ibrahim Boubacar Keïta empfing die Präsidenten des Tschad, von Mauretanien, Burkina Faso und dem Niger in der Hauptstadt Bamako. Sie sagten jeweils zehn Millionen Euro für den Aufbau der multinationalen Anti-Terror-Truppe zu. 50 Millionen Euro wurden bereits von der Europäischen Union versprochen.

Allerdings benötigt die neue Truppe insgesamt 423 Millionen Euro, wie Keïta bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit seinem französischen Kollegen Macron hervorhob. Bei der Finanzierung sei Eile geboten, weil diejenigen, die die neue Truppe bekämpfen soll, "nicht warten".

Macron sagte, es sei nicht nötig, alle Finanzmittel einzusammeln, bevor die Truppe mit ihrem Einsatz beginne. Frankreichs Staatschef sicherte bis Jahresende materielle und logistische Unterstützung im Wert von acht Millionen Euro, darunter 70 Militärfahrzeuge. "Das Wichtige ist, dass diese gemeinsame Truppe im Herbst voll einsatzbereit ist", hob Macron hervor.

Um die fehlenden Mittel einzuwerben, soll demnächst eine Geberkonferenz für die G5-Truppe stattfinden. Er sei guten Mutes, dass auch die Bundesregierung nach dem deutsch-französischen Ministerrat am 13. Juli die neue internationale Allianz unterstützen werde, sagte Macron. Der UN-Sicherheitsrat hatte die Gründung der neuen Anti-Terror-Gruppe am 21. Juni zwar begrüßt, sie aber weder mit einem Mandat noch mit Mitteln ausgestattet.

Tschad, Mauretanien, Mali, Niger und Burkina Faso hatten sich im Februar als G5 zusammengeschlossen, um mit einer 5000 Mann starken Einheit islamistische Extremisten in der Sahel-Region zu bekämpfen. Sie soll ihren Stützpunkt im zentralmalischen Sévaré haben und den französischen Einsatz "Barkhane" gegen Dschihadisten in der Sahel-Zone sowie die UN-Mission in Mali (Minusma) ergänzen.

Die Bundeswehr unterstützt in Mali die EU-Mission sowie Minusma mit mehreren hundert Soldaten. Die ehemalige Kolonialmacht Frankreich hatte im Januar 2013 militärisch eingegriffen, um das Vorrücken von Islamisten und Tuareg-Rebellen vom Norden in den Süden Malis zu stoppen und die geschwächten Regierungstruppen zu unterstützen.

Am Samstag veröffentlichte ein Dschihadistennetzwerk nach Angaben des auf die Überwachung islamistischer Websites spezialisierten US-Unternehmens Site ein Video mit sechs ausländischen Geiseln. In dem Video der mit Al-Qaida verbündeten Extremistengruppe Nusrat al-Islam wal Muslimin hieß es, die Französin Sophie Pétronin hoffe, der französische Präsident helfe ihr, zu ihrer Familie zurückkehren zu können.

Die Leiterin einer Kinderhilfsorganisation war Ende 2016 im Norden Malis entführt worden, bisher hatte sich niemand zu der Tat bekannt. In dem undatierten Video soll auch die im Januar 2016 entführte Schweizer Missionarin Beatrice Stockly zu sehen sein.

Die Stimme in dem Video stellte die Geiseln nacheinander vor, neben Stockly und Pétronin einen Rumänen, einen Australier, einen Kolumbianer und einen Südafrikaner. Verhandlungen über deren Freilassung hätten noch nicht begonnen, sagten die Entführer. Macron sagte, die Geiselnehmer seien "nichts, das sind Terroristen, Gauner und Mörder." Der gesamte französische Staatsapparat werde aktiviert, um Pétronin heil nach Hause zu bringen. (AFP)