Sorge wegen des Katar-Konflikts wächst - Gabriel befürchtet Krieg

Mit Donald Trump im Rücken haben Saudi-Arabien und seine Verbündeten keinen Grund, die Isolation Katars zu beenden. Bundesaußenminister Sigmar Gabriel hält wegen der Krise sogar einen Krieg für möglich. Von Benno Schwinghammer und Simon Kremer

In der Katar-Krise gibt es trotz diplomatischer Hoffnungen Sorge vor einer Verschärfung der Lage. «Es besteht die Gefahr, dass aus dieser Auseinandersetzung ein Krieg werden könnte», sagte Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung». Die Härte des Umgangs zwischen Brudernationen und Nachbarstaaten sei «dramatisch».

Auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zeigte sich beunruhigt. Deutschland habe in dem Konflikt keine Vermittlerrolle. «Aber wir werden aus unserem deutschen Interesse heraus darauf achten, dass in der Region die Balancen gehalten werden.» Eine politische Lösung werde nicht gelingen, «wenn bestimmte Akteure dort überhaupt nicht mehr ins Gespräch einbezogen werden».

Die Golfstaaten hatten vor einer Woche zusammen mit Ägypten, dem Jemen und Mauretanien ihre diplomatischen Beziehungen zu dem Wüsten-Emirat Katar abgebrochen, den Luftverkehr gestoppt und die Grenzen geschlossen.

Kuwait bemüht sich in dem Konflikt um Vermittlung und betonte am Sonntag, Katar sei bereit, den Streit mit seinen Nachbarn zu entschärfen und an einer Lösung mitzuarbeiten. «Die Brüder in Katar sind bereit, die Vorahnungen und Sorgen ihrer Brüder zu verstehen und auf ihre Bemühungen zu reagieren, die auf eine Steigerung der regionalen Sicherheit und Stabilität abzielten», sagte der kuwaitische Außenminister Sabah Khaled Al-Sabah nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Kuna am Sonntag. Es sei unvermeidlich, den Konflikt im Rahmen der Golfstaaten zu lösen.

Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und Bahrain sind weiter auf Konfrontationskurs und fühlen sich dabei durch US-Präsident Donald Trump bestärkt. Dessen Vorwürfe, Katar sei langjähriger Unterstützer des Terrorismus, wurden von ihnen begrüßt. Dabei kamen aus den USA widersprüchliche Signale.

US-Außenminister Rex Tillerson trat deutlich gemäßigter auf als Präsident Trump. Tillerson appellierte an Saudi-Arabien und die anderen Staaten, die Isolation Katars zu beenden. Zugleich forderte er die Regierung im katarischen Doha auf, die Anliegen der anderen Länder ernst zu nehmen und noch mehr im Kampf gegen den Terrorismus zu tun.

Ein ranghoher Mitarbeiter des Weißen Hauses spielte die Differenzen herunter. Trump und Tillerson seien sich einig, erklärte der Vertreter, der nicht namentlich zitiert werden wollte. Man spreche weiter mit allen Partnern. Der Präsident bleibe optimistisch, dass eine deutliche Botschaft erhört werde und dem Taten folgten. Der katarische Botschafter in Washington, Meshal Hamad al-Thani, forderte die US-Regierung auf, sich nicht von anderen Ländern beeinflussen zu lassen. Sein Land kämpfe seit Jahren gemeinsam mit den USA gegen Extremismus. «Wir appellieren an die US-Regierung, sich auf ihre eigenen Quellen zu verlassen und nicht auf Länder mit einer politischen Agenda», fügte er hinzu.

Angesicht der angespannten Versorgungslage Katars schickte der Iran eigenen Angaben zufolge Lebensmitteln in das Land. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur IRNA vom Sonntag wurden 460 Tonnen, hauptsächlich Früchte und Gemüse, nach Katar gesendet. Gleichzeitig hätten fünf Maschinen der iranischen Fluggesellschaft Iran Air über 90 Tonnen Lebensmittel in das Emirat verfrachtet, hieß es. Der Iran sei bereit, weitere Hilfslieferungen zu schicken. Russland bot Hilfe bei der Vermittlung zwischen den Konfliktparteien an. Die größte Herausforderung sei der Kampf gegen den Terrorismus - deshalb bräuchten die arabischen Staaten Einigkeit, sagte der russische Außenminister Sergej Lawrow am Samstag in Moskau. Er beriet dort mit dem katarischen Außenminister Scheich Mohammed bin Abdulrahman bin Jassim al-Thani über die Lage. (dpa)