Lutherischer Weltbund will Distanz zu Luthers Islam-Aussagen

Der scheidende Präsident des Lutherischen Weltbundes (LWB), Bischof Munib Junan, hat eine kritische Auseinandersetzung mit den Aussagen Martin Luthers zum Islam gefordert. Genau wie der LWB sich gegen Luthers Verurteilungen der Katholischen Kirche und des Judentums gestellt habe, müsse er sich auch von dessen Wahrnehmung des Islams als Bedrohung distanzieren, sagte Junan beim Eröffnungsgottesdienst zur Zwölften Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes am Mittwoch im namibischen Windhoek. An dem Treffen unter dem Motto "Befreit durch Gottes Gnade" nehmen rund 280 Delegierte der Mitgliedskirchen teil. Während der Versammlung soll auch ein Nachfolger für Junan gewählt werden.

Junan würdigte in seiner Ansprache das gemeinsame katholisch-lutherische Reformationsgedenken in Lund und Malmö (Schweden) im vergangenen Oktober. Es sei von tiefgreifender Bedeutung für die Ökumene gewesen und habe den Weg vom Konflikt zur Gemeinschaft gewiesen. Er hoffe, dass das gemeinsame Gebet und die gemeinsame Mission zusammen mit vielen anderen Bewegungen im lutherisch-katholischen Dialog der vergangenen Jahrzehnte "zu weiteren Durchbrüchen eines ökumenischen Frühlings" führten.

Die gemeinsame Erklärung, die er mit Papst Franziskus unterzeichnet habe, gebe ihm Hoffnung für die weitere Arbeit an Fragen, bei denen die beiden Dialogpartner noch nicht übereinstimmten, sagte der LWB-Präsident. Dies betreffe Ekklesiologie, Amt und Abendmahl. Er ermutigte die Kirchen, den Dialog fortzusetzen und damit Christi Ruf "zu einer Taufe und einem Abendmahlstisch" zu folgen.

Junan begrüßte zudem ein kürzlich von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) veröffentlichtes Statement, in dem sie um Vergebung für die deutschen Kolonialverbrechen in Namibia gebeten hatte. Er bot die Unterstützung des LWB für Namibias Versöhnungsprozess mit Deutschland an. Es sei nötig, Erinnerungen an vergangene Ungerechtigkeiten anzuerkennen und zu akzeptieren, damit Heilung möglich werde. (KNA)