"Allianz für Weltoffenheit": Vertreter von Religionen und Verbänden setzen sich für Demokratie ein

Vertreter von Religionen und Verbänden wollen sich gemeinsam für mehr Weltoffenheit und Demokratie stark machen. Respekt, Toleranz, Bildung und Gespräche seien für den Zusammenhalt in der Gesellschaft und gegenseitiges Verständnis enorm wichtig, hieß es am Donnerstag in Köln auf dem Kongress "Gemeinsam für gelebte Demokratie" unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Es war die erste Tagung dieser Art der "Allianz für Weltoffenheit", zu deren Gründungsmitgliedern unter anderem die Deutsche Bischofskonferenz, die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), der Koordinierungsrat der Muslime, der Zentralrat der Juden in Deutschland, der Deutsche Gewerkschaftsbund sowie andere Verbänden gehören.

"Demokratie ist eine zerbrechliche Errungenschaft", so Bundespräsident Steinmeier in einem Grußwort, das verlesen wurde. "In unserem Land gibt es viele Mutige, die gemeinsam für die Sache der Demokratie streiten, ganz egal, woher sie kommen, welcher Religion oder Kultur sie sich zugehörig fühlen." Derzeit greife "die Faszination des Autoritären weltweit um sich", auch in Europa, warnte Steinmeier. Der Kongress setze ein "Signal gegen Gleichgültigkeit, Trägheit und Teilnahmslosigkeit".

Die Präses der EKD-Synode, Irmgard Schwaetzer, betonte: "Die Aufgabe unserer Zeit ist, genau hinzugucken." Angesichts von über 40 Prozent der Menschen in Deutschland, die sich freiwillig engagierten, gebe es ein "gutes Rückgrat" gegen Abwehr, Ausgrenzung und für Demokratie.

Mit Blick auf "antisemitische Auswüchse" sei er voller Vertrauen, dass die Gesellschaft dieses Problem in den Griff bekommen werde, sagte der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Abraham Lehrer. Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, betonte: "Wir müssen einfach wieder für unsere Demokratie brennen." Er warb dafür, vorhandene Möglichkeiten stärker zu nutzen.

Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, zeigte sich ähnlich optimistisch. "Wir stehen unter ganz massivem Druck besonders durch die neuen Rechten", sagte er und betonte: "Ich bin überhaupt nicht verzagt. Ich glaube, wir werden die Auseinandersetzung gewinnen."

Vertreter der Allianz erklärten, dass man nicht nur den Blick nach außen richten dürfe. Der katholische Erzbischof von Hamburg, Stefan Heße, sagte, dass ihm auch innerhalb der Kirche Ressentiments etwa gegenüber Flüchtlingen begegneten. Er empfahl Begegnungen: "Je direkter der Kontakt ist, desto geringer sind die Vorbehalte." Heße ergänzte: "Das Grundgesetz muss gekannt und gelebt werden." Das funktioniere nur im Alltag. Ähnlich hatte sich auch Schwaetzer geäußert.

Mazyek betonte, dass es in öffentlichen Debatten wichtig sei, für ein Verständnis von Sachverhalten größere Zusammenhänge zu benennen. Das sei Aufgabe von Politikern und Medien. Zudem müssten die Taktiken von Rechtspopulisten entlarvt werden. (KNA)