Türkischer Staatsanwalt ordnet Arrest für weitere Journalisten an

Ein türkischer Staatsanwalt hat angeordnet, 47 ehemalige Mitarbeiter der Tageszeitung «Zaman» in Gewahrsam zu nehmen. Wie die amtliche Nachrichtenagentur Anadolu am Mittwoch weiter berichtete, durchsuchte die Polizei auch Wohnungen von Verdächtigen.

Ein Istanbuler Staatsanwalt hatte bereits am Montag 42 Journalisten zur Fahndung ausgeschrieben. «Zaman», eine der auflagenstärksten Zeitungen des Landes, war wegen Verbindungen zum Netzwerk des Predigers Fethullah Gülen im März unter staatliche Zwangsverwaltung gestellt worden. Staatschef Recep Tayyip Erdogan macht die Bewegung für den Putschversuch verantwortlich. Der in den USA lebende Prediger weist dies zurück.

Inzwischen ist auch die im Zusammenhang mit dem Putschversuch gesuchte türkische Journalistin Nazli Ilicak festgenommen worden. Ilicak sei bei einer Verkehrskontrolle in der südwestlichen Region Bodrum gefasst worden, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. Ilicak werde nach Istanbul gebracht, wo sie einem Haftrichter vorgeführt werden sollte.

Die Journalistin, die von 1999 bis 2001 im türkischen Parlament saß, war 2013 von der regierungsfreundlichen Zeitung «Sabah» entlassen worden, weil sie mehrere Minister kritisiert hatte, die in einen Korruptionsskandal verwickelt waren.

Seit dem gescheiterten Putsch vom 15. Juli sind neben zahlreichen Journalisten Zehntausende Staatsbedienstete vom Dienst suspendiert worden. 13.000 Menschen wurden festgenommen, 9.000 von ihnen sind in Untersuchungshaft.

Nach dem Putschversuch in der Türkei soll eine parlamentarische Untersuchungskommission die Vorgänge vom 15. Juli untersuchen. Das Parlament in Ankara stimmte am Dienstag einstimmig für die Einsetzung eines solchen Ausschusses, wie die amtliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete. (dpa/AFP)

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