Nach Streit an Schweizer Schule: Handschlagpflicht auch für Muslime

Im Schweizer Kanton Basel-Landschaft darf künftig kein Schüler mehr aus religiösen Gründen seinen Lehrern den Handschlag verweigern. Die zuständige Schulbehörde reagierte damit auf die Weigerung zweier muslimischer Schüler, ihrer Lehrerin die Hand zu reichen. Bei Missachtung müssten die Eltern künftig mit Sanktionen rechnen, heißt es in einer Mitteilung vom Mittwoch.

Demnach hat eine rechtliche Überprüfung ergeben, dass Schulen ausdrücklich einen Handschlag zur Begrüßung und Verabschiedung einfordern dürften. Anfang April hatte der Fall eines 14-Jährigen und seines 16-jährigen Bruders aus einer streng religiösen Familie über die Landesgrenzen hinweg für Aufregung gesorgt.

Die Jungen begründeten ihre Handschlag-Verweigerung damit, dass sie dem weiblichen Geschlecht Respekt zollten. «Niemand kann uns zwingen, Hände zu berühren», so die Brüder damals.

Die betroffene Schule führte daraufhin eine Sonderregelung ein: Auch männlichen Lehrern durften sie nun die Hand nicht mehr geben. Diese temporäre Regelung wurde nun ebenfalls aufgehoben.

Im Zusammenhang mit der Handschlag-Debatte hatte die tunesisch-schweizerische Islam-Vertreterin Saida Keller-Messahli hat vor einer zunehmenden Verunsicherung der Öffentlichkeit gewarnt. Für viele Schweizer sei es «schwierig geworden zu verstehen, wo der private Glaube aufhört und wo der politische Islam anfängt», sagte sie. Die 58-Jährige ist Gründerin des Forums für einen fortschrittlichen Islam.

Eine große Mehrheit der Muslime wolle mit dem politischen Islam nichts zu tun haben, so Keller-Messahli weiter. Es brauche jedoch Aufklärung und eine Gegenstimme zu «dem totalitären Weltbild der Islamisten.» In manchen Gegenden von London, Paris und Brüssel gelte bereits die Scharia, das religiöse Gesetz des Islam. «Diese Zustände wollen die wenigsten Muslime, die in Europa leben.»

Die Verweigerung eines Handschlags zwischen Frauen und Männern sei allerdings «nur die Spitze eines Eisbergs», betonte die Expertin. Die Hintergründe müssten erforscht werden, und manchmal «muss man eine Tür zuschlagen. Wer sich bei uns die Frechheit herausnimmt, einer Frau nicht die Hand zu geben, weil sie eine Frau ist, muss Grenzen kennenlernen.» (dpa/KNA)

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