Vatikan veröffentlich Memorandum zu Muslimen und Christen

Der Vatikan hat ein Memorandum über das Zusammenleben mit Muslimen veröffentlicht. Zwischen Christentum und Islam gebe es wesentlich mehr Verbindendes als Unterschiede, heißt es in der Erklärung zum Abschluss einer Konferenz des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog und des Royal Institute for Interfaith Studies, eines jordanischen Think-Tanks. Die Gemeinsamkeiten in Glauben und Werten böten eine «solide Grundlage für friedliches und fruchtbares Zusammenleben», auch mit Menschen die keiner Religion angehörten.

Acht internationale Experten von katholischer Seite und sechs internationale Fachleute der muslimischen Delegation hatten sich zwei Tage lang über «Gemeinsame Werte im gesellschaftlichen und politischen Leben» ausgetauscht. Die Gespräche standen unter der Leitung von Kardinal Jean-Louis Tauran als Präsident des Dialograts und Prinz Hassan bin Talal, dem Gründungsvorsitzenden des islamischen Lehr- und Forschungszentrums mit Sitz in Amman. Am Samstag wurden die Teilnehmer von Papst Franziskus in Audienz empfangen.

In der gemeinsamen Erklärung heißt es weiter, Islam wie Christentum könnten zu einer humaneren und zivileren Gesellschaft beitragen, wenn die Gläubigen ihren jeweiligen Prinzipien von Gottesverehrung und Nächstenliebe folgten. Christen und Muslime glaubten an eine von Gott gestiftete Menschenwürde mit unveräußerlichen Rechten; diese seien durch das Gesetz zu schützen.

Zugleich bekannte sich die Dialoggruppe zu tätiger Solidarität mit Notleidenden unabhängig von deren Volkszugehörigkeit, Religion oder Kultur. In keinem Fall dürfe humanitäre Hilfe ein Mittel sein, um Andersgläubige abzuwerben. Gemeinsame Anliegen seien auch eine Erziehung der Jugend zu Bürgern, die kulturelle Verschiedenheit respektierten, sowie der Einsatz für einen verantwortungsvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen und für Konfliktlösungen auf der Basis des Rechts.

Bereits am Mittwoch hatte Papst Franziskus anlässlich der Konferenz zu einem Aufeinander-Zugehen zwischen Christen und Muslimen aufgerufen. «Wir haben alle einen gemeinsamen Vater. Wir sind Brüder», sagte er bei einer Begegnung mit den Tagungsteilnehmern. Aus einem Dialog der Worte könne eine Freundschaft entstehen. «Das kann jedes Kind. Warum machen das nicht auch wir?», fragte er.

Das 1994 gegründete Royal Institute for Interfaith Studies in Amman initiierte im Oktober 2007 den Appell «A Common Word», mit dem 138 Islamgelehrte die christlichen Kirchen zum Gespräch einluden. (KNA)