Marokkanischer Journalist Ali Anouzla findet Zuflucht in Hamburg

Ali Anouzla, Journalist und Verleger aus Marokko, ist neuer Gast der Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte. Der 53-Jährige wird ein Jahr in der Hansestadt bleiben, wie die Stiftung am Donnerstag mitteilte. Nach Einschätzung von «Reporter ohne Grenzen» steht Anouzla stellvertretend für eine schwindende Zahl mutiger Medienvertreter, die von der nordafrikanischen Monarchie mit der Androhung langer Haftstrafen zum Schweigen gebracht werden sollen.

Anouzla hat sich laut der Hamburger Stiftung unter Marokkos Politikern und Militärs mächtige Feinde gemacht, weil er allen Drohungen zum Trotz wiederholt über politische und soziale Missstände in seiner Heimat berichtete. Als Reaktion auf seinen Einsatz für demokratische Reformen und die Einhaltung der Menschenrechte habe der Journalist auch Morddrohungen erhalten.

Über die Jahre hinweg gründete Ali Anouzla in Marokko mehrere unabhängige Tages- und Wochenzeitungen, darunter «Al Jarida al Uchra» und «Al Jarida al Ula». Als sich im Jahr 2010 seine Anzeigenkunden - vermutlich auf Weisung «von oben» - zurückzogen, verlagerte der Journalist seine Arbeit ins Internet. Seine Nachrichten-Plattformen «Lakome.com» und später «lacome2.com» wurden während des «Arabischen Frühlings» zu einer wichtigen Informationsquelle.

Die Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte wurde 1986 vom damaligen SPD-Bürgermeister Klaus von Dohnanyi gegründet. Das Stiftungs-Stipendium gewährt den Gästen einen sicheren Aufenthalt und die Möglichkeit, ihre politische, künstlerische oder journalistische Arbeit fortzusetzen. (epd)

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