WDR-Rundfunkrat billigt Reform des interkulturellen Radiosenders "Funkhaus Europa"

Der Rundfunkrat des Westdeutschen Rundfunks (WDR) hat am Montag in Köln die Änderungen des Programmschemas von Funkhaus Europa (FHE) gebilligt. Das Aufsichtsgremium stimmte nach einer lebhaften Debatte mit deutlicher Mehrheit für die von Hörfunkdirektorin Valerie Weber vorgelegten Pläne: 33 Mitglieder stimmten mit Ja, acht mit Nein, zwei enthielten sich.

Weber erklärte, das FHE-Programm solle auf ein «junges, modernes Kulturradio» ausgerichtet werden. Für Diskussionen im Rundfunkrat sorgte insbesondere die Reduzierung des türkischsprachigen Angebots von acht auf zweieinhalb Stunden. Die Muttersprache gehöre zur Identität eines Menschen, sagte Tayfun Keltek, Vertreter der kommunalen Migrantenvertretungen: «Wenn man die Menschen ernst nehmen möchte, dann muss man auch ihre Sprache ernst nehmen.»

Ab dem 1. Juli soll im Programm des interkulturellen Radiosenders nach WDR-Angaben werktags von 18 bis 20 Uhr «eine neue Sendung mit dem Schwerpunkt Musik und Popkultur» ausgestrahlt werden. Dort würden die Inhalte der vier Musik-Spezialsendungen des Wochenend-Tagesprogramms wie «Globalista» zu hören sein, hieß es in einer Ende Februar im Internet veröffentlichten Erklärung des WDR.

Die zurzeit zwischen 18 und 23 Uhr gesendeten einstündigen Magazine auf Türkisch, Italienisch, Russisch und Polnisch sowie das «Radio Forum» für Südosteuropa (Bosnisch, Serbisch, Kroatisch) werden auf eine Länge von 30 Minuten gekürzt, ab 18 Uhr zeitgleich zuerst online und ab 20 Uhr im linearen Programm verbreitet. Die bislang ein Mal wöchentlich ausgestrahlte Sendung auf Arabisch soll mit Blick auf die wachsende Zahl der Flüchtlinge täglich gesendet werden. Am Wochenende laufen nur noch jeweils einstündige Programme in Kurdisch, Griechisch und Spanisch. Geplant ist außerdem eine neue Samstagabend-Sendung ab 20 Uhr.

An den Reformplänen hatte es seit Wochen Kritik gegeben. Eine Petition bei change.org, die dem Sender einen «beispiellosen Kahlschlag» vorwirft und die Pläne eine «Bankrotterklärung» nennt, haben knapp 23.000 Menschen unterzeichnet. «Eine der letzten Oasen für kreatives Radio wird abgewickelt», heißt es dort. Die Kritiker befürchten, dass das auf globale Vielfalt ausgerichtete musikalische Konzept von FHE verwässert werde. Außerdem sei es angesichts globaler Migrationsbewegungen unverständlich, dass «Plattformen, die zur Verständigung und Annäherung durch Musik beitragen», abgeschafft würden. Weber sagte, die Petition entbehre «jeder realen Grundlage».

Die Kürzung der muttersprachlichen Sendungen hatten zuletzt auch die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten Union (dju) in ver.di, Die Linke in NRW und das Netzwerk «Neue deutsche Medienmacher» kritisiert.

Die Programmreform hat auch wirtschaftliche Gründen. Der WDR muss zurzeit in allen Abteilungen Budgets kürzen. Funkhaus Europa muss nach Angaben Webers in zwei Jahren 900.000 Euro sparen, das seien 15 Prozent des Gesamt-Etats der Welle. Dennoch sei FHE die «best ausgestattete Welle im WDR», die über mehr Geld verfügen könne als zum Beispiel die aktuelle Welle WDR2. Zugleich wies Intendant Tom Buhrow darauf hin, dass FHE das «Sorgenkind» des WDR-Hörfunks sei. Mit täglich 170.000 Hörerinnen und Hörern liege es «fast unter der Wahrnehmungsgrenze von einem Prozent».

Das Programm von Funkhaus Europa entsteht in Kooperation mit Radio Bremen (RB) und Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB). Am 10. März berät auch der RB-Rundfunkrat in öffentlicher Sitzung über «Strukturelle und programmliche Änderungen bei Funkhaus Europa». (epd)