Amerikanischer Religionswissenschaftler Reza Aslan: «Pegida» befördert Dschihadismus

Der amerikanische Religionswissenschaftler Reza Aslan macht die deutsche «Pegida»-Bewegung mitverantwortlich für das Erstarken des Dschihadismus in Europa. «Auf der einen Seite bilden sich ultranationalistische, sogar neonazistische Gruppen wie 'Pegida' in Deutschland oder die Ukip-Partei in England, die alle Probleme den Einwanderern und dem Multikulturalismus anlasten», sagte Aslan. Auf der anderen Seite wüchsen identitätslose Jugendliche heran, die sich von den Bürgern des eigenen Landes verfolgt fühlen. «Das ist der Grund, warum der Dschihadismus in Europa Fuß fassen konnte», sagte der Religionswissenschaftler.

Aslan sagte, viele Zuwanderer aus Nordafrika und dem Nahen Osten hätten in EU-Staaten kaum Gelegenheit, sich zu integrieren. In vielen Fällen würden sie nicht einmal die Staatsbürgerschaft bekommen: «Diese Leute fühlen sich weder Europa noch dem Nahen Osten zugehörig.» Daher sei die Botschaft islamistischer Gotteskrieger für viele muslimische Jugendliche in Europa sehr verführerisch, sagte Aslan.

Der Islam als solcher hingegen motiviere die jungen Dschihad-Unterstützer kaum zu Terrorakten: «Fast die Hälfte aller Selbstmordattentäter in den letzten 30, 40 Jahren waren Nationalisten, die sich aus Gründen in die Luft gesprengt haben, die man nur als weltlich bezeichnen kann. Die andere, religiös motivierte Hälfte setzt sich aus Christen, Muslimen und religiösen Minderheiten zusammen.»

Aslan sagte, von Selbstmordattentätern, deren Mission scheiterte, habe in Verhören kaum einer irgendwelche Jungfrauen oder die Aussicht auf eine Belohnung nach dem Tod erwähnt. Vielmehr entstehe ein beträchtlicher Teil der Unterstützung von Fanatikern durch den Eindruck, sie kämpften für die Rechte unterdrückter Massen. (epd)

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