Algeriens Regierung will Berber-Sprache anerkennen

Die algerische Regierung hat nach Angaben von Menschenrechtlern angekündigt, die Berber-Sprache Tamazight im Rahmen einer Verfassungsreform als «nationale und offizielle Sprache» anzuerkennen. Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) begrüßte diese Maßnahme am Donnerstag in Göttingen als «bedeutenden Schritt zur Anerkennung der kulturellen Rechte nicht-arabischer Minderheiten in Nordafrika».

«Nach 40 Jahren des friedlichen Engagements von Kabylen, Chaoui, Tuareg und anderer indigener Völker Algeriens für die Anerkennung ihrer lange unterdrückten Kultur gibt es nun einen Hoffnungsschimmer, dass Algerien seine Arabisierungspolitik endlich aufgibt», erklärte GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. Allerdings werde erst die Umsetzung der Verfassungsreform zeigen, ob Algeriens Machthaber auch im Alltag bereit seien, die Kultur und Sprache der nicht-arabischen Minderheiten als gleichberechtigt zu behandeln.

Algeriens Staatspräsident Abdelaziz Bouteflika hatte die Verfassungsreform am 5. Januar angekündigt. In Artikel 3 der neuen Verfassung soll das Tamazight als offizielle und nationale Sprache neben dem Arabischen anerkannt werden.

Die GfbV erinnerte daran, dass Algeriens Machthaber damit ein lange überfälliges Versprechen aus dem algerischen Unabhängigkeitskrieg einlöst. Während dieses Krieges gegen die französische Kolonialmacht (1954-1962) hatten die Berber, die sich heute selbst als Masiren bezeichnen, in der Freiheitsbewegung FLN an der Seite von Arabern gekämpft. «Doch deren Versprechen auf kulturelle Autonomie wurde auch nach der Unabhängigkeit Algeriens 1962 niemals umgesetzt», so Delius.

Erst im vergangenen Juli waren bei Kämpfen zwischen Berbern und arabischen Stämmen im Osten Algeriens mindestens 15 Menschen getötet und Dutzende verletzt worden. Die Gefechte zwischen den Volksgruppen waren in der Region Ghardaia etwa 600 Kilometer südlich der Hauptstadt Algier ausgebrochen, berichteten lokale Medien und Mediziner vor Ort. Der Grund für den Vorfall war zunächst unklar. Berber und Araber haben in der Region jahrhundertelang friedlich zusammengelebt, bis 2013 ein Schrein der Berber mutwillig beschädigt wurde. Seitdem war punktuell Gewalt zwischen den Ethnien ausgebrochen. Etwa 30 Prozent der Einwohner des größtenteils arabisch bevölkerten Algerien sind Berber. (KNA/dpa)

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