"Halal Speed-Dating" in Malaysia: Nicht ohne meine Eltern

Siti Aisha ist gekommen, um den Mann fürs Leben zu finden. In Begleitung ihrer Eltern sitzt die junge Muslimin im malaysischen Kuala Lumpur beim "Halal Speed Dating" - einer schnellen Partnersuche nach islamischen Vorschriften. Die meisten Frauen tragen Blusen mit langen Ärmeln, lange Röcke und Kopftuch, die Männer sind westlich gekleidet. Alle Teilnehmer haben eine Nummer am Hemd, Vornamen sind tabu. Die Express-Heiratsvermittlung verzeichnet großen Zulauf: Um die 50 Plätze am vergangenen Wochenende - die zweite Auflage nach der Premiere im Mai - bewarben sich nach Veranstalterangaben mehr als 2000 Singles.

Unter Aufsicht ihrer Eltern plaudert Siti im rosa Kopftuch schüchtern mit ihrem Gegenüber, bis ein Glöckchen die Paare neu mischt und die Männer auffordert, zur nächsten Frau zu rücken. "Ich bin hier, um jemanden zum Heiraten zu finden, weil ich zu beschäftigt bin, jemanden zu treffen, und meine ganze Freizeit mit meiner Familie verbringe", erzählt die 29-jährige Grafikdesignerin in einer Pause, während ihre Eltern Notizen über die Bewerber vergleichen.

In dem südostasiatischen Land praktizierte die muslimische Mehrheit lange eine moderate Form des Islam, doch nun wird die Stimmung konservativer. Speed-Dating ist da eine willkommene Alternative zu Online-Vermittlungsportalen oder Apps, die in den Augen vieler Muslime nur zu flüchtigen Beziehungen verführen. Zwar schließen auch hier nicht alle Paare sofort den Bund fürs Leben. Doch im Gegensatz zum Westen, wo sich Paare im Anschluss unverbindlich verabreden, wird bei gegenseitigem Gefallen und dem Einverständnis der Eltern eine Eheschließung erwartet.

Zudem müssen die Frauen von einem männlichen Verwandten begleitet werden - ansonsten drohen Geld- oder sogar Gefängnisstrafen. "Ein wahrer Gentleman fragt den Vater der Frau erst um Erlaubnis", sagt Gründer Zuhri Yuhyi. "So ist es schon seit Tausenden von Jahren und nur in den letzten zwei oder drei Generationen haben wir diese Eleganz verloren. Aber wir hoffen, sie zurückzuholen." Bald will er ein größeres Express-Dating mit bis zu 500 Paaren abhalten.

Zuhri selbst lernte seine Frau 2012 bei einer anderen Vermittlungsveranstaltung kennen, inzwischen haben sie einen kleinen Sohn. "Halal Speed Dating" sei stärker im Einklang mit den islamischen Prinzipien, verspricht er - eine würdevolle Brautwerbung unter Aufsicht, bei der alle Teilnehmer die Heirat anstrebten. 14 Paare fanden sich nach seinen Angaben bei der ersten Veranstaltung. Nun hofft er, dass sie bald heiraten.

Über traditionelle Agenturen, Internet-Seiten oder einfach durch Zufall den passenden Partner zu finden, finden viele der Frauen schwierig. "Ich habe Apps genutzt, um Muslime zu treffen, doch die Auswahl war nicht groß genug", sagt eine junge Frau, die in Begleitung ihres Bruders kam und anonym bleiben will. Auch Sitis Vater Jamali Kamarudin hat andere Methoden ausprobiert, darunter arrangierte Treffen über Freunde, aber das "brachte nicht viel", wie er sagt. Beim Speed-Dating seien sie zum ersten Mal. "Wir hoffen, es klappt. Man muss offen sein."

Später werden die Frauen informiert, welche Männer Interesse an ihnen zeigten. "Bisher lief es gut", kommentiert die junge Frau. "Ich glaube, ein oder zwei haben Potenzial, aber auch wenn es nicht klappen sollte - hier treffe ich neue Leute." (AFP)

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